Essen-Dellwig. . Holger Mengel liebt alte Autos und werkelt auch gerne an ihnen herum. Der gelernte Autoschlosser will sie nun auf der Borbecker Autoschau zeigen.

Die Einfahrt zwischen den beiden Mehrfamilienhäusern im Kraienbruch lässt nicht erahnen, welche automobile Schätzchen sich im Hinterhof befinden. Je mehr man sich jedoch nähert, desto stärker steigt einem dieser typische, ölgeschwängerte Werkstatt-Duft in die Nase.

Noch kurz um eine Hecke und dann erblickt man ihn: einen weißen Mercedes-Benz 230 von 1964 mit roten Ledersitzen. An der Wand des Unterstandes hängen passend dazu sechs originale Radkappen mit dem Stern aus Untertürkheim – vier gelbliche und zwei grünliche. Ein paar Meter weiter steht ein dunkel-grüner Renault K10 Baujahr 1927.

Die beiden Oldies gehören Holger Mengel. Der 73-Jährige ist Mitglied der Interessengemeinschaft Oldtimerfreunde Borbeck (IGB). Auch Manfred Rudnik, unter anderem stolzer Besitzer eines Mercedes mit Heckflossen, gehört zur IGB und ist an diesem Nachmittag zu einem Plausch auf ein Bierchen vorbeigekommen.

Vor 60 Jahren Autoschlosser bei Magirus Deutz gelernt

Etwas gewöhnungsbedürftig ist das große, hölzerne Lenkrad des Renault aus dem Jahr 1927.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist das große, hölzerne Lenkrad des Renault aus dem Jahr 1927. © Gesa Kortekamp

Schrauben war schon immer das Ding von Holger Menzel. „Vor 60 Jahren habe ich Autoschlosser bei Magirus Deutz gelernt“, erzählt er. Später verdiente er mit Schrott sein Geld. Zunächst als Angestellter, später selbstständig. „Gutes Geld“, wie er sagt. Den 230-er Mercedes Benz kaufte er 1971 von einer Essener Unternehmergattin. Der Renault K10 kam später dazu. „1978 wurde er restauriert“, sagt Holger Mengel.

In seiner Werkstatt hängen unzählige Schraubenschlüssel und weiteres Werkzeug an den Wänden. Einen Flaschenzug gibt es auch, für den Fall, dass mal ein Motorblock in die Höhe gehievt werden muss. In der Mitte der Werkstatt deutet sich, zugedeckt unter einer Plane, ein weiteres Schätzchen an. Holger Mengel lüftet das Geheimnis.

„Ein 190 SL“, sagt er. Zum Vorschein kommt ein knallrotes Mercedes Benz-Cabriolet, Baujahr 1956 mit Weißwandreifen. Vier Zylinder, 1,9 Liter Hubraum („190“ für 190 Centiliter), für die damalige Zeit mächtige 105 PS und 175 Spitze. Das alles ohne Servolenkung und Airbag. „Dafür aber mit Bremskraftverstärker“, betont Holger Mengel.

Getankt wird Superbenzin mit Bleizusatz

Getankt wird Super mit Bleizusatz, „damit die Ventile nicht durchbrennen.“ Verbrauch: zwölf bis 15 Liter auf 100 Kilometer. Geschätzter Wert des roten Flitzers: sechsstellig. „Gut erhaltene Nachfolgemodelle werden heutzutage mit einer Millionen Euro gehandelt“, so Mengel.

Und noch ein Benz: Holger Mengel besitzt eine Vorliebe für den „Stern“ aus Untertürkheim. Diesmal eine Version in Weiß.
Und noch ein Benz: Holger Mengel besitzt eine Vorliebe für den „Stern“ aus Untertürkheim. Diesmal eine Version in Weiß. © Gesa Kortekamp

Traurige Berühmtheit erlangte der 190 SL übrigens durch Rosemarie Nitribitt, eine Prostituierte, die 1957 ermordet wurde und deren Markenzeichen ein schwarzes Modell war. Mengel kaufte seinen roten 190 SL im Jahre 1969 als Unfallwagen für kleines Geld, wie er sagt, und päppelte ihn wieder auf.

Oldtimer sind trotzdem kein preiswertes Hobby. Die Weißwandreifen des 190er kosten 320 Euro das Stück. Selbst eine nachgebaute Stoßstange schlägt schnell mal mit etwa 2000 Euro zu Buche. An Original-Ersatzteile ist schwer zu kommen. Doch auch der Renault braucht ab und zu ein neues Teil. „2018 habe ich zum Beispiel auf einem Markt in Reims welche entdeckt.“ Doch auch in Deutschland hat er schon mal etwas gefunden – wenn auch nachgebaut. Der alte Franzose brauchte neue Eschenteile für das hölzerne Chassis. Guter Rat war teuer. „Mr. Google weiß aber alles“, lacht Holger Mengel. Im thüringischen Eisenach wurde er fündig – zu einem guten Kurs.

Gesucht wird ein NSU Ro 80 mit Wankelmotor

Und was ist dieses taubenblaue Ding, was da an der Wand des Unterstands lehnt? Der Form nach könnte es eine Motorhaube sein. „Nein“, lacht Holger Mengel, „in dem Bettbezug befindet sich das schwarze Hardtop für den 190 SL.“

Blick ins Cockpit: So schön sahen die Automobile von Mercedes schon damals aus.
Blick ins Cockpit: So schön sahen die Automobile von Mercedes schon damals aus. © Gesa Kortekamp

Die Oldtimer sind nicht nur zum Bestaunen wie beim „Borbeck Classic Day“ da, sondern mit ihnen werden Touren unternommen. 100 bis 150 Kilometer kreuzen die Oldtimerfreunde aus Borbeck dann durch die Lande. Zum eigenen Vergnügen, aber auch zur Freude der Menschen, die die alten Vehikel bestaunen. „Das macht einen schon stolz“, sagt Holger Mengel.

In die Stadt fährt er übrigens meist mit einem kleinen Motorroller. Wenn er viel zu tragen hat, nimmt er seinen Transporter, den er zu einem Campingmobil umgebaut hat.

Hoffnung auf einen „Scheunenfund“

Zweimal Mercedes Benz, einmal Renault: Einen Wunsch hegt Holger Mengel noch. Einen NSU Ro 80 würde er gern in seinem kleinen, aber feinen Fuhrpark haben. Der wäre dann der Benjamin, wurde das Auto mit dem ungewöhnlichen Wankelmotor doch zwischen 1967 und 1977 gebaut. „Vielleicht gibt es ja mal einen günstigen Scheunenfund“, sagt Holger Mengel. Scheunenfund nennen die Experten Zufallsentdeckungen.

Fahrbereit müsste der Ro 80 übrigens nicht sein. Dafür schraubt Holger Mengel immer noch viel zu gerne – fast jeden Tag im Hinterhof im Kraienbruch.

BILDERSTRECKE ZEIGT DIE OLDTIMER

  • Zur 37. Borbecker Autoschau lädt der Initiativkreis Centrum Borbeck (CeBo) vom heutigen Freitag, 3. Mai, bis Sonntag, 5. Mai, ein. Verbunden ist sie mit einem verkaufsoffenen Sonntag und dem 7. Borbeck Classic Day auf dem Borbecker Platz und dem Neuen Markt
  • Eine Bilderstrecke zu den Oldtimern von Holger Mengel finden Sie hier: