Essen-Bochold. . Seit 2017 erneuern die Stadtwerke den Kanal in der Siedlung am Mühlengrund in Bochold. Anwohner sind nun alarmiert von Rissen im Mauerwerk.
Eine tiefe Kanalbaustelle schlägt in Bochold hohe Wellen. Seit 2017 bereits verlegen die Stadtwerke Essen in der Siedlung am Mühlengrund einen neuen Abwasserkanal. Während die einen Anwohner im oberen Teil der Straße je nach Wetterlage über die aktuellen Belästigungen durch Staub oder Schlamm klagen, haben ihre Nachbarn am anderen Ende der Straße viel größere Sorgen. „Wir haben mit den Spätfolgen der Baumaßnahme zu kämpfen. Wir befürchten die Versackung unserer Häuser“, sagt Jürgen Schmidt im Namen der „Bürgerinitiative Mühlenaue und Mühlengrund“, die sich bereits im vergangenen Jahr gegründet hat. Zum Beleg verweist er auf die klaffenden Risse in Mauern und Wänden auf zahlreichen Grundstücken. Er führt das auf den schluffigen Boden und das tägliche Abpumpen von 75 Kubikmeter Grundwasser zurück.
Stadtwerke wehren sich gegen „pauschalierte Aussagen“
Stadtwerkesprecher Dirk Pomplun weist die Vorwürfe hingegen zurück: „Wir wehren uns gegen pauschalierte Aussagen, die keine Grundlage haben.“ Der überwiegende Teil der Siedler komme klar mit der Baumaßnahme. Allerdings bestätigt er die Klage eines Anwohners gegen das Unternehmen, ein weiterer habe einen Rechtsanwalt eingeschaltet.
Die lokale Politik, die Bezirksregierung Düsseldorf und die Spitzen der Stadtverwaltung wurden inzwischen von der Initiative auf die „äußerst kritische Baustellensituation“ hingewiesen. Oberbürgermeister Thomas Kufen erhielt bereits im März letzten Jahres einen Brief mit der Bitte, eine Lösung zu finden, und Baudezernentin Simone Raskob bekam kurz darauf sogar Besuch einer Delegation aus Bochold, bei dem ihr die Problemlage dargestellt wurde.
Baustellensprechstunde wurde nicht lange genutzt
„Das war eine super Präsentation der Siedler“, lobt EBB-Bezirksvertreterin Sigrid Engels, die die Anwohner begleitet hatte. „Alles ist ruhig abgelaufen und sie konnten die Schäden belegen.“ Sie selbst hat in der Bezirksvertretung schon mehrfach auf das Dilemma am Mühlengrund hingewiesen und um einen offiziellen Bericht gebeten – vergeblich. „Bisher haben wir keinen Sachstandsbericht bekommen“, bedauert sie, kündigt aber einen erneuten Vorstoß in der Juni-Sitzung der Bezirksvertretung an. „Wenn ich Risse in den Wänden hätte, käme ich auch ins Grübeln.“
Eine Folge hatte der Vorstoß allerdings doch: Im vergangenen Jahr richteten die Stadtwerke eine wöchentliche Sprechstunde an der Baustelle ein, in der sich die Anwohner informieren und auch ihre Beschwerden los werden konnten. Doch die Resonanz habe sich in Grenzen gehalten, berichtet Stadtwerkesprecher Dirk Pomplun: „Die ersten beiden Wochen wurde die Sprechstunde genutzt, die nächsten zehn Wochen standen wir dort alleine.“ Dass das Angebot nach einem Vierteljahr wieder zurückgezogen wurde, sieht er als Indiz, dass der Ärger nicht so groß wie dargestellt sei.
Die Empörung über die Stadtwerke ist groß
Bei einem Gang durch die Siedlung kann man allerdings auch einen anderen Eindruck bekommen: Die Empörung über die Stadtwerke ist riesig, speziell über den Gutachter der Schäden. Mal sehe er in der Ursache für absplitternde Fliesen eine fehlende Dehnungsfuge, mal für eine zerborstene Gartenmauer ein fehlendes Fundament. „Aber beweisen Sie mal, dass die Schäden durch die Rüttelei entstanden sind“, erregt sich Angelika Fürst (63), weil sie sich hilflos und gemeinsam mit ihrem 83-jährigen Ehemann auch überfordert fühlt. Sie und ihre Nachbarn erwarteten von den Stadtwerken, „dass die Schäden ordentlich repariert werden. Aber man will uns abspeisen, mit geringfügigen Mitteln.“
Es ist kaum anzunehmen, dass sich die Wogen am Mühlengrund bald wieder glätten.
DIE GESAMTBAUZEIT SOLL 28 MONATE BETRAGEN
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Bereits seit fünf Jahren wissen die Anwohner am Mühlengrund/Mühlenaue, dass eine nervenaufreibende Zeit auf sie wartet.