Essen-Borbeck. . Für eine Einäscherung braucht es eine Sterbeurkunde. Ein Borbecker Bestatter bekam sie jüngst in letzter Sekunde. Schuld sei die Post, sagt er.

Reinhold Lohmann hat ein Bestattungsinstitut im Eckhaus an der Gerichtsstraße/Ecke Wüstenhoeferstraße. Die Postadresse lautet Gerichtsstraße 44. Mitten im Stadtteil. Bis vor zehn Jahren hatte er ein Ladenlokal auf der anderen Seite der Gerichtsstraße. In Borbeck ist der Geschäftsmann bekannt – das Institut an sich gibt es schon seit 1958. Umso mehr wundert es Reinhold Lohmann, dass in jüngster Zeit wieder Probleme mit der Postzustellung zunehmen.

Reinhold Lohmann an seinem Briefkasten im Hausflur.
Reinhold Lohmann an seinem Briefkasten im Hausflur. © Stefan Arend

Firma unter angegebener Adresse nicht zu ermitteln

„Allein im März dieses Jahres wurden diese Sendungen zurückgeschickt“, sagt der 62-Jährige und hält fünf unterschiedliche große Umschläge hoch. Auf allen prangt ein Stempel, auf dem „Deutsche Post: Empfänger/Firma unter der angegebenen Adresse nicht zu ermitteln“ angekreuzt ist. Es handelt sich unter anderen um Rechnungen für Leichenschmäuse, Friedhofsgebühren oder Autoreparaturen der Werkstatt, in der der Borbecker schon immer die Leichenwagen seiner Firma instandhalten lässt.

Geschäftspartner rufen verunsichert an

Dass Reinhold Lohmann die Briefe heute in der Hand hält, verdankt er der Tatsache, dass er zu allen Absendern schon lange Geschäftsbeziehungen unterhält. „Als sie ihre zurückgesandten Briefe wieder in den Händen hielten, haben sie sofort angerufen und gefragt, ob ich das Geschäft aufgegeben hätte.“

Am Eingang des Bestattungshauses ist keine Hausnummer zu sehen. Die „44“ befindet sich ein paar Meter weiter über dem Hauseingang, in dem es auch einen Briefkasten mit dem Namensschild Buttler-Lohmann gibt. Oft kommt seine Post dort an. Halt nicht immer.

Sterbeurkunde für Einäscherung kam in letzter Sekunde

„Manchmal kommt es dafür vor, dass die Post für das gesamte Haus in meinem Kasten steckt, manchmal passiert das den Nachbarn.“ Es sei noch nicht lange her, da sei ein DINA4-Umschlag mit einer Sterbeurkunde sogar beim Bestattungsinstitut, einen Steinwurf von Lohmanns Geschäft entfernt, gelandet. „Der Brief wurde gerade noch rechtzeitig rübergebracht, sonst hätte eine Einäscherung verschoben werden müssen“, klagt Lohmann.

Post schickt Qualitätsmanager

„Wir nehmen das sehr ernst“, sagt Britta Toellner, Sprecherin der DHL Group. Bereits im vergangenen Jahr habe sich Reinhold Lohmann darüber beklagt, dass viele Sendungen einfach vor die Tür geworfen worden seien. Toellner vermutet, dass es sich dabei um Sendungen gehandelt habe, die von Mitbewerbern transportiert worden sein.

Einen Tag nach der Anfrage dieser Zeitung habe man einen Qualitätsmanager vor Ort geschickt, der die Situation fotografisch dokumentiert habe. „Am Ladenlokal selbst gibt es keine Hausnummer. Auf dem Aufkleber auf dem Briefkasten im Hausflur steht Gerichtsstraße 37“, sagt Britta Toellner. „Ein Briefkasten muss zweifelsfrei beschriftet sein.“ Ein Argument, das Reinhold Lohmann nicht nachvollziehen kann. „Warum haben sie denn dann jahrelang die Post dort tonnenweise eingeworfen“, fragt er sich.

Merkkarten sollen Abhilfe schaffen

Die Fotos von den Gegebenheiten vor Ort würden – so die DHL-Sprecherin – in so genannten Merkkarten den Zustellern an die Hand gegeben, um eine ordnungsgemäße Zustellung zu gewährleisten. Zusammen mit einer korrekten Beschriftung des Briefkastens sollte es – so Britta Toellner – in Zukunft klappen. Dass von Zeit zu Zeit die gesamte Post fürs Haus in einem Briefkasten landet, ist allerdings so nicht zu erklären.

Bestatter erwägt Einschalten eines Anwalts

Die Unannehmlichkeiten mit seinen Geschäftspartnern ist eine Seite. „Es gab aber auch Sendungen, die weder angekommen sind noch zurückgesandt wurden – darunter auch Kontoauszüge. Ich frage mich, wo die jetzt sind“, erklärt Reinhold Lohmann. Neue Kontoauszüge bekam er gegen Gebühr von seiner Bank. „Dadurch entstanden Kosten, wenn auch nicht riesige Summen. Trotzdem werde ich mal einen Rechtsanwalt fragen, welche Möglichkeiten ich habe“, sagt er. In Zukunft will der 62-Jährige seine Geschäftspost so viel wie möglich per Mail oder Fax erledigen.