Essen-Frohnhausen. . Wenn ein Verein 157 Jahre alt ist, darf von Tradition gesprochen werden. Die KG Hahnekopp pflegt ihre Bräuche, geht aber auch mit Zeit.
Man schreibt das Jahr 1862. „Wenn die Männer nach durchgefeierter Nacht im Morgengrauen nach Hause kommen, verrät sie der Hahn auf dem Mist mit seinem Schrei und die Ehefrauen werden aufmerksam. Die Männer beschließen, den Hahn zum Schweigen zu bringen. Als es vollbracht ist, feiern sie es.“ Ralf Wierig (62), Präsident der KG Hahnekopp, fasst in drei Sätzen die Gründung der ältesten Karnevalsgesellschaft der Stadt zusammen.
Tradition wird bei den zurzeit 111 (!) Hahneköppern groß geschrieben. Die Königspaare sind in dem Programmheft zur aktuellen Session lückenlos aufgeführt. Von Andreas Hagedorn und Maria Breyl (1863) bis Thomas I. Fernau und Angelika II. Fernau (2018). Nur 1991 fehlen Namen. „Da war der Golfkrieg“, erklärt Vorsitzender Rüdiger Feuersenger (55).
Unumstritten ist das Ritual nicht
Unverzichtbar ist die Hahneschlacht. „Davon leben wir“, betont Feuersenger. Unumstritten ist das Ritual allerdings nicht. Seit Gründertagen wurde einem toten Federvieh mit einem Holzschwert der Kopf abgeschlagen. „Ein Metzgermeister hatte tags zuvor das Tier fachgerecht geschlachtet“, erzählt Wierig. War es nicht völlig ausgeblutet, gab es den einen oder anderen roten Flecken auf der Kleidung der Königsanwärter. Das ist heute nicht mehr möglich. 2005 wird den Hahneköppern bei Androhung einer fünfstelligen Geldstrafe gerichtlich verboten, ein totes Tier zu verwenden.
Stangenlauf durch den Stadtteil
Seitdem wird der neue König mit einem ledernen Hahnenhals ermittelt. „Das ist nicht mehr so wie früher“, bedauert Ralf Wierig. Eines ist geblieben: Bei der Hahneschlacht bleiben die Männer bei alle Emanzipation unter sich. Der zweite Brauch, der überlebt hat, ist der Stangenlauf. Die Narren ziehen am Veilchen-Dienstag musizierend durch den Stadtteil. Von Kneipiers, Geschäftsleuten, aber auch Bürgern werden sie mit Würsten und ähnlichem belohnt, die sie auf eine Holzstange hängen. „Früher wurde das gemacht, damit die Menschen was zu futtern hatten“, sagt Ralf Wierig. Heute treffen sich die Frauen und Männer am Abend des Veilchen-Dienstag im Vereinsheim und verteilen die Naturalien, die tagsüber gesammelt wurden.
Hausfrauennachmittag und Prunksitzung
Die beiden großen Veranstaltungen der KG Hahnekopp, der Hausfrauennachmittag und die Prunksitzung, sorgen stets für ein volles Haus im Vereinslokal St. Elisabeth. „Für die Planer ist die aktuelle Session natürlich schon gelaufen“, erklärt Klaus Persch, Senatspräsident der KG Hahnekopp und Bezirksbürgermeister.
Von der Tradition allein können auch Karnevalisten nicht leben. Die Session will nicht nur geplant, sondern auch bezahlt werden. Mit 60 Euro Jahresbeitrag für Erwachsene („Das ist auch dem Stadtteil geschuldet“) kann man keine Riesensprünge machen.
Motivwagen gewann 2018 den ersten Preis
Die Qualität des bunten Programms auf den Großveranstaltungen leidet aber nicht unter den begrenzten Finanzen. In Recklinghausen stellen sich einmal pro Jahr Unterhaltungskünstler auf einer Art Messe vor und können gebucht werden. „Das ist preiswerter als früher über eine Agentur“, erklärt Ralf Wierig. Ohne Sponsoren geht es trotzdem nicht. Oft vermitteln die Senatoren die nötigen Kontakte.
Der dritte, selbstverständliche Termin für die Hahneköpper ist der Rosenmontagszug. Im vergangenen Jahr gewannen sie mit dem Motivwagen „In Essen blüht dir was“ sogar den ersten Preis.
Es heißt zwar fünfte Jahreszeit, aktiv sind die Karnevalisten aber das komplette Jahr über. Sie treffen sich zu gemeinsamen Aktivitäten ebenso wie zu sozialen Aktionen. Und auch die 38 Jahre dauernde Freundschaft mit den Klabautermännern, einem Karnevalsverein aus Bremerhaven, will gepflegt werden.
>>> Hausfrauennachmittag und Prunksitzung
Das Vereinsheim der KG Hahnekopp ist die Gastronomie St. Elisabeth, Dollendorfstraße 51.
Am Mittwoch, 27. Februar, findet dort ab 14 Uhr der Hausfrauennachmittag und am Samstag, 2. März, ab 19 Uhr die Prunksitzung statt. Karten/ Tischreservierung: Cornelia Müller, 8709629; Rüdiger Feuersenger, 678221.