Essen-Borbeck. . Die einen stören Tauben in der Stadt schlichtweg. Aber eine Borbecker Initiative will für sie einen Schlag bauen, damit es ihnen besser geht.

Dienstagvormittag am Germaniaplatz. Vereinzelt trippeln Stadttauben auf der Suche nach Essbarem über die Pflastersteine, picken mal hier, picken mal dort. Das sieht auf den ersten Blick nicht nach einem Taubenproblem aus. Eine starke Verunreinigung durch Taubenkot ist ebenfalls nicht zu erkennen. Die Welt der Stadttauben scheint in Borbeck in Ordnung zu sein. Ute Annusek sieht das anders. Sie setzt sich mit ihrer Initiative für das Wohl der Stadttauben ein, die alle von verwilderten Haus- bzw. Brieftauben abstammen.

Zusammenarbeit mit der Taubenklinik

„Tauben übertragen nicht mehr Krankheiten als andere Haustiere auch“, räumt die 55-Jährige gleich einmal mit dem Ruf der Tauben als „Ratten der Lüfte“ auf. Ihnen ergehe es in den Städten vielmehr schlecht. Oft fände sie halb verhungerte, erkrankte oder verletzte Tiere. „Ich nehme mich ihrer an, pflege sie oder bringe sie direkt in die Taubenklinik“, sagt Ute Annusek, die von der Krayerin Sabine Schmitt (55) und der Holsterhauserin Sabine Rösler-Wirtz (48) von der Taubenhilfe Essen fachkundige Unterstützung bekommt.

„Taubenschlag-Konzept“ nach dem Steeler Vorbild

Zudem nahm Annusek Kontakt mit Steele auf, wo die Arbeitsgruppe Stadttauben schon seit Jahren erfolgreich das „Taubenschlag-Konzept“ verfolgt. Das Prinzip ist einfach: Für die Stadttauben wurde an zentraler Stelle ein Schlag gebaut, zu dem sie mit einem Lockschwarm geführt wurden. Die Brut wurde gegen künstliche Eier ausgetauscht. Durch die Geburtenkontrolle wurde der Bestand mittelfristig reduziert. „Dass Tauben heutzutage das ganze Jahr über brüten, ist übrigens angezüchtet“, sagt Sabine Schmitt. Am Himmel über Borbeck waren bei der ersten „Schwarm-Zählung“ vor einem Monat 300 Exemplare in der Luft. „Zählt man die brütenden Tauben hinzu, sind es 600“, so Sabine Rösler-Wirtz.

Gefundenes Fressen: Eine Stadttaube frisst Brotreste, die weggeworfen wurden.
Gefundenes Fressen: Eine Stadttaube frisst Brotreste, die weggeworfen wurden. © Carsten Klein

Zwei passende Standorte für den Taubenschlag hat die Initiative bereits ins Auge gefasst: das Dach des Parkhauses hinter der Post und das des ehemaligen Karstadt-Parkhauses. Der Taubenschlag, das Futter und die Kunststoff-Eier sollen durch Spenden finanziert werden. Die Initiative rechnet mit etwa 300 Euro Kosten pro Monat.

Abwehrmaßnahmen helfen langfristig nicht

Versuche, die Zahl der Stadttauben mit anderen Mitteln zu reduzieren, bringen nach Ansicht der Initiative nichts. Mit Verbrämung – das Wort steht ursprünglich für das Einranden von Kleidungsstücken mit Pelzen – sollen die Tauben zum Beispiel durch spitze Spikes auf Fensterbänken und Simsen aus der Stadt ferngehalten werden. „Zum einen führen die Spikes vermehrt zu Verletzungen, zum anderen ziehen Tauben einfach zum nächsten Sims um“, so Ute Anussek. Das bestätigt der Deutsche Tierschutzbund: „Mit Abwehrmaßnahmen, Fütterungsverboten oder gar Tötungsmaßnahmen lassen sich die Taubenpopulationen langfristig nicht regulieren“, heißt es im Taubenschutz-Leitfaden für Gemeinden vom Februar 2018.

Plan soll in der Bezirksvertretung vorgestellt werden

Ute Annusek und ihre Mitstreiter wollen in naher Zukunft, ihren Plan der Bezirksvertretung vorstellen, damit nach Steele und Stadtmitte auch Borbeck einen Taubenschlag bekommt. „Davon hätten sowohl die Tauben als auch die Menschen etwas. Keiner möchte Taubenkot vor der Tür haben“, betont Ute Annusek.

Durch den Taubenschlag würde auch die Verschmutzung durch Taubenkot nachweislich verringert werden. „Im Schlag bekommen die Stadttauben artgerechtes Futter, in der Stadt ernähren sie sich überwiegend von Pommes und anderen Essensresten.“ Und das würden auch Taubenmägen nur schwerlich vertragen.

>>> Kontakt zur Initiative über Facebook

Ute Anussek und ihre bisher sieben Mitstreiterinnen und Mitstreiter planen, einen Verein zu gründen.

  • Wer sich bei der tierfreundlichen Reduzierung des Stadttauben-Bestandes engagieren möchte, der kann über Facebook Kontakt aufnehmen.

  • Die Adresse: facebook.com/Taubenhilfe-Essen-611287582595582/