Essen-Frohnhausen. . Respekt steht im Zusammenleben der Kulturen an oberster Stelle. Das – und weitere Punkte – hielten 14 Gruppen im Essener Westen schriftlich fest.

Friedliches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur muss erarbeitet werden. Das meinen 14 Religionsgruppen, Einrichtungen und Institutionen im Essener Westen. Um ihren guten Willen zu beurkunden, haben sie sieben „Miteinander-Lebens-Regeln“ verfasst und jetzt ein Abkommen unterzeichnet. An oberster Stelle steht Respekt. Es folgen Vielfalt, Zusammenarbeit, Dialog, öffentlicher Raum, Religionsfreiheit und sprachliche Verständigung.

„Fragen stellen, statt sofort zu urteilen“

Zur feierlichen Unterschrift hatten sich die Vertreter von Stadt, Lokalpolitik, Kirche, Schulen und Altendorfer Bürgerverein im Mehrgenerationenhaus an der Kerckhoffstraße 22 b eingefunden. Die interkulturellen Regeln sind Ergebnis der Beratungen Mitte September. Auf Initiative der Arche Noah Essen hatte man die Liste entworfen.

Vielen Beteiligten schien die Zeit dafür gekommen. „Vor drei Jahren war die Stimmung gegenüber Migranten noch anders“, weiß Gisela Strotkötter, Leiterin Soziale Dienste beim Diakoniewerk Essen. „Damals wollte jeder seinen eigenen Flüchtling haben!“. Vom Papier erhofft sie sich mehr Achtsamkeit. „Fragen stellen, statt sofort zu urteilen.“ Im Pakt integriert ist das Recht auf freie Meinung.

Vielfalt der Kulturen im Quartier ist ein Gewinn

Wie wurden die Einwanderer empfangen? Werden sie ausgegrenzt? Gibt es genug Sprachkurse? Dürfen sie ihren Glauben leben? Was erwarten Deutsche von ihnen? Fragen wie diese flossen in das Papier ein. „Vielleicht haben wir Fehler gemacht“, räumt Grünen-Ratsfrau Doris Eisenmenger, ein. Den Vertrag sieht die 2. Bezirksbürgermeisterin als „Neuanfang und Chance, die wir nutzten sollten!“. Sie erhofft sich Gedankenaustausch und setzt auf vorurteilsfreies Kennenlernen: „Die Vielfalt der Kulturen im Quartier ist ein absoluter Gewinn!“

Gesamtschule Bockmühle ist auch vertreten

Aleviten, Baptisten, Katholiken, Muslime und Protestanten wollen sich vernetzen und Konflikte gewaltfrei lösen. Man möchte die Religionen respektieren und hat sich verpflichtet, Andersgläubige weder zu diffamieren noch herabzuwürdigen. Rosa Koku (23), Jugendvorstandsvorsitzende der circa 200 Mitglieder zählenden Alevitischen Gemeinde, durfte mit Alfred Breuer vom Altendorfer Bürgerverein zuerst unterzeichnen. „Wir arbeiten eng mit der evangelischen Jugend zusammen und unternehmen gemeinsame Fahrten“, sagt sie.

Mehr als 50 Nationen hat Alexander Maurer an der Gesamtschule Bockmühle gezählt, die das Abkommen ebenfalls besiegelt hat. Auf Deutsch und in mehrere Sprachen übersetzt, soll der Vertrag an die Schüler verteilt werden. „Im Religionsunterricht arbeiten Kollegen aller Konfessionen zusammen.“ Stadtteilaktionen, monatliche Treffen und Feste sind geplant.

Bei Nichteinhalten wird das Gespräch gesucht

„Bei Nichteinhalten der Regeln wird das Gespräch gesucht“, sagt Pfarrer Willi Overbeck, Mitglied des Initiativkreises Religionen in Essen. „Nun müssen wir die Bürger im Westen erreichen!“, ergänzt Saban Delibas, Vorstand Zentral-Moschee in Altendorf. „In der Rohfassung hatten alle in etwa die gleichen Regeln eingebracht“, so Doris Eisenmenger. Bei der Arche Noah klingt es noch hoffnungsvoller: „Menschen sind Menschen. Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen ihre Bürger!“

>>> Projekt des Initiativkreises Religionen in Essen

Arche Noah Essen ist ein Gemeinschaftsprojekt des Initiativkreises Religionen in Essen (IRE) und der Stadt, vertreten durch das Kommunale Integrationszentrum (KI).

Träger ist die Fördergesellschaft Kultur und Integration gGmbH. Weitere Informationen über das Gemeinschaftsprojekt finden sich online unter der Adresse: www.archenoah-essen.de.