Bedingrade. . 25 Jahre Förderverein Hospiz Cosmas und Damian: Der Umgang mit Sterben, Tod und Trauer hat sich geändert, so die Vorsitzende Petra Rohrberg.
Der Förderverein Cosmas und Damian Hospiz lud am vergangenen Sonntag anlässlich seines 25-jährigen Bestehens zu einem Tag der offenen Tür ein. Wir sprachen mit Petra Rohrberg (57), seit 13 Jahren die Vorsitzende des Vereins, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Vereins.
Wir war das 1993, als der Verein gegründet wurde? Wer war die treibende Kraft?
Rohrberg: Es gab zu der Zeit keine Hospizarbeit in Borbeck. Der damalige Dechant Otmar Vieth warb für die Hospizidee. In Bedingrade und Steele liegen die Anfänge und die Wurzeln der Hospize in Essen.
Da wurde also echte Aufbau- und Überzeugungsarbeit geleistet, oder?
Das kann man wohl sagen. Damals starben viele Menschen noch zuhause in der Familie. Das Sterben zuhause war normal. In Krankenhäusern wurde oft weggesehen, da wurden Sterbende auch schon mal ins Badezimmer geschoben oder oft ganz allein gelassen.
Ambulantes Hospiz, Stationäres Hospiz, Sterbebegleitung, Trauerbegleitung und Trauercafé – diese fünf Tätigkeitsfelder stehen auf Ihrer Internetseite. Wie begann es vor 25 Jahren?
Am Anfang war es die reine häusliche Sterbebegleitung, für die wir erste Ehrenamtliche qualifiziert haben. 1995 kam die Arbeit im stationären Hospiz, wobei man betonen muss, dass Förderverein und Hospiz zwei eigenständige und getrennte Dinge sind. Seit 2003 legen wir den Fokus zusätzlich auf die Trauerbegleitung.
Wie viele Ehrenamtliche engagieren sich in dem Verein?
Zurzeit sind es 70 Menschen, die im Vorstand, als Begleiter oder im Kreativen Kreis tätig sind. Die Gesamtzahl ist etwa konstant, wobei der Anteil der Sterbe-/Trauerbegleiter aber stetig zugenommen hat.
Wie stark hat die Beschäftigung mit dem Thema Sterben vom früheren Tabu verloren?
Es sind viele Menschen, die sich für die ehrenamtliche Arbeit im Hospizverein interessieren. Manche, weil sie beruflich mit dem Thema verbunden sind, manche kommen nach einem Trauerfall in der Familie und wollen sich engagieren.
Was muss ein Mensch mitbringen, um Sterbe- oder Trauerbegleiter zu werden?
Wir sagen immer: Er muss mitten im Leben stehen. Das heißt, er muss offen sein für den Themenkreis Sterben, Tod und Trauer.
Interessenten werden bei Ihnen aber nicht ins kalte Wasser geworfen, oder?
Nein. Zunächst gibt es ein Vorgespräch mit unseren beiden Koordinatorinnen, in dem versucht wird, etwas über den Menschen und seine Motivation zu erfahren. Danach gibt es eine ehrenamtliche Qualifizierung über 120 Stunden und ein Abschlussgespräch.
Wie werden die Tätigkeiten des Vereins finanziert, zumal die Leistungen des ambulanten Hospizdienstes kostenfrei sind?
Heutzutage fördern Krankenkassen die Personalkosten des ambulanten Hospizdienstes. Das wird nach einem Schlüssel anhand der Zahl der Ehrenamtlichen und Begleitungen errechnet. Das reicht aber nicht, zumal die Trauerbegleitung nicht gefördert wird.
Wieviel Geld benötigt der Verein pro Jahr, um seine Dienste leisten zu können?
Eine sechsstellige Summe kommt da schon zusammen.
Woher stammt dann der restliche Betrag?
Der Verein hat etwa 520 Fördermitglieder, zu 90 Prozent Privatleute, die ihn finanziell unterstützen. Die Zahl der Förderer ist übrigens in den vergangenen Jahre auch konstant geblieben.
Wie viele Anfragen bekommen sie aus der Bevölkerung pro Jahr?
Es sind etwa 100, wobei sich aus etwa der Hälfte letztlich auch eine Begleitung ergibt. Die Anfragen kommen von Familienangehörigen, von Freunden, Pflegediensten, aber auch von Betroffenen selbst.
Wie sehen Sie den Verein für die Zukunft aufgestellt?
Wir sind gut aufgestellt. Wir sind in Borbeck und Umgebung bekannt, sind dort verankert und haben viele Unterstützer.
Wie groß war das Interesse am Tag der offenen Tür und was wünschen Sie dem Verein für die nächsten 25 Jahre?
Der Tag war ein voller Erfolg. Wir haben viele Gespräche geführt und auch viele Anfragen erhalten. Für die nächsten 25 Jahre wünsche ich mir weiterhin offene Menschen und Unterstützung.
Neues Hospiz in Gerschede geplant
Das stationäre Hospiz Cosmas und Damian wurde vor 23 Jahren in der Laarmannstraße 14 eröffnet. In naher Zukunft ist ein Neubau geplant. Bauherr ist die CSE Ruhr GmbH, deren Gesellschafter der Caritasverband für die Stadt Essen und der Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte (SkF) sind. Ein Standort in Gerschede ist ins Auge gefasst. „Weiterhin befinden sich zwei Varianten in Prüfung/Planung“, so Caritas-Direktor Björn Enno Hermanns.
„Der Neubau ist ein wichtiges Projekt“, sagt Fördervereinsvorsitzende Petra Rohrberg. Wenige Zimmer an der Laarmannstraße genügen nicht mehr den steigenden Standards. Für den Bau gibt es Fördergelder unter anderen vom Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verband, dem Dachverband von über 1100 Hospizen und über 110 000 Ehrenamtlichen in Deutschland. Ein Rest muss über Spenden erbracht werden.
Der Förderverein sammelte am Tag der offenen Tür mit „Kohle für Kohle“ (Geld für ein Stück Kohle) die ersten Gelder.