Essen-Borbeck. . Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim schreiben sich auf die Fahnen, den Stadtteil wieder attraktiver zu machen.
Sozialer und struktureller Wandel. Im Ruhrgebiet verändern sich die Städte und Quartiere und werden das auch heute und sicher auch morgen noch tun. Auch im Raum Borbeck hat sich viel bewegt, so dass sich nun Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim zu einer „Zukunftswerkstatt“ an der Dreifaltigkeitskirche trafen. Ziel: Probleme und etwaige Missstände erkennen, beurteilen – und dann an möglichen Lösungen arbeiten.
Eine Idee: ein Quartierszentrum
„Umbruch - Aufbruch - Raum für Neues schaffen“ – so der Titel der Werkstatt, die Pfarrer Christoph Ecker nun eröffnete und deren Mitglieder sich noch öfter treffen wollen: „Seit Jahren haben wir etwa zwei Pfarrstellen weniger und auch weniger Mitglieder. Wir müssen daher gemeinsam überlegen, was die Wünsche sind, die Vorstellungen und die Notwendigkeiten.“
„Die Stadtteile Borbeck-Mitte, Bergeborbeck und Bochold unterscheiden sich soziodemografisch oft von dem Stadt-Durchschnitt“, erklärt Presbyter Christian Lindemann, um auch den Anwesenden ein Gefühl dafür zu vermitteln, für wen man was in die Wege leiten kann. „Der Anteil der Kinder unter sechs Jahren ist überdurchschnittlich hoch, es gibt viele Alleinerziehende und mehr ALG II-Bezieher als im Schnitt in Essen und im Bezirk IV insgesamt mehr Senioren.“
Borbeck sei bunter geworden, erzählt eine erfreute Kindergartenleiterin, während eine ältere Dame beklagte, dass es an Angeboten im Kultur- und Bildungsbereich fehle: „Uns Senioren fällt sonntags die Decke auf den Kopf.“
Senioren brauchen mehr Angebote
Wichtig sei dabei auch, die Senioren mobil zu machen. Es gebe viele Angebote für Kinder, nach der Konfirmation komme dann jedoch oft ein Bruch, schilderte eine andere Dame: „Die wissen doch nicht, wohin sie sollen, wenn die alleinerziehende Mutter tagsüber arbeitet.“ Der Bedarf im Quartier sei also generationsübergreifend.
Fortan ging’s ans Eingemachte. Lindemann teilte alle per Los in drei Arbeitsgruppen ein, die sich mit möglichen Bausteinen eines Quartierszentrums und potenziellen Partnern beschäftigen.
Quartierszentrum deshalb, da Stadtteile Grenzen und somit Verwaltungsgrenzen haben. Die Gemeinde könne somit übergreifend agieren. „Das Zentrum muss interkulturell offen sein und Räume für offene Kommunikation haben, wie etwa ein Café nach dem Gottesdienst“, so der Vorschlag von Ulrike Schreiner-Menzemer, Pfarrerin der Matthäuskirche. So ähnlich sieht es auch Horst Pabst vom Verein zur Förderung der Bildungs- und Kulturarbeit in Essen: „In einem Lesecafé steckt viel Potenzial.“ Es gehe letztlich aber nur gemeinsam und mit vielen Partnern der Stadt, so Heiner Mausehund vom Kirchenkreis Essen. „Und Kümmerer sind auch wichtig. Es muss nicht jeder alles machen“, ergänzt Marianne Leven, Erziehungsberaterin bei der Diakonie.
„Aber wer trägt denn nachher so ein Zentrum?“, fragte Thorsten Drewes, der die Grünen als stellvertretender Bezirksbürgermeister in der BV IV vertritt. „Möglich wäre ja auch ein Trägerverein.“ Angelika Schulte, Pflegedienstleiterin der Diakonie Altenessen-Borbeck, schlug vor, eine Art Mehrgenerationenhaus zu schaffen. In Zukunft will die Gemeinde nun auf Grundlage dieses ersten Treffens bei weiteren Zusammenkünften weiter an den Konzepten und Angeboten arbeiten.
>>10 000 MITGLIEDER UNDE DREI PFARRSTELLEN
Die ev. Gemeinde Borbeck-Vogelheim hat rund 10 000 Mitglieder und drei Pfarrstellen: Dreifaltigkeitskirche, Matthäuskirche und das Markushaus. Die Dreifaltigkeitskirche in der Stolbergstraße liegt zentral, die Stadtteile Borbeck-Mitte, Bochold und Bergeborbeck bilden ein Dreieck. Im Stadtdurchschnitt gibt es 2,8% Kinder unter drei Jahren, in Bochold über
3 %. Der Anteil der Drei- bis Sechsjährigen ist ebenfalls überdurchschnittlich. Insgesamt leben in Essen 14,9 % Senioren (65-80 Jahre), in Bergeborbeck und Bochold 11%, im Stadtbezirk IV wiederum 16%.