Essen-Borbeck. . Die Ente feierte 70. Geburtstag an der Borbecker Dampfbierbrauerei. Liebhaber schätzen vor allem die Gemächlichkeit ihrer tuckernden Vehikel.

Hand aufs Herz: Wer überlegt, sich ein neues Auto zuzulegen, achtet heutzutage vor allem auf Modernität, Technik und Schnelligkeit. Da käme ein klappriges, knapp 30 PS starkes, oder besser gesagt schwaches Gefährt ohne technische Ausstattung für die Wenigsten infrage. Zumindest wenn es sich um ein Fahrzeug für den alltäglichen Gebrauch handelt. Das mussten auch die Besucher beim alljährlichen Enten-Classic-Day zugeben. An der Borbecker Dampfbierbrauerei fand sich ein ganzer Schwarm unterschiedlichster Citroën 2CV ein – die Ente wurde 70.

Trotz aller Unkenrufe stellten die Enten-Freunde stolz ihre Schätze zur Schau und schwärmten von ihrem Kultauto, das am Sonntag runden Geburtstag feierte, „eben weil es so langsam und schaukelig ist und dadurch ein gewisses Lebensgefühl vermittelt“.

Eine Ente trägt ein James-Bond-007-Logo

Von quietschgrün über türkisblau bis hin zur edlen schwarz-roten Charleston-Edition – die über 100 Enten schienen sich am Wochenende auf dem Gelände der „Dampfe“ übertrumpfen zu wollen. Doch so manches Gefährt stach aus der bunten Masse hervor. So zum Beispiel die knallgelbe Ente von Marcus Poweska mit einem riesigen 007-James-Bond-Logo und aufgeklebten Einschusslöchern. „Eigentlich sah meine Ente mal ganz normal aus.“ Im Fahrzeugbrief steht weiß, aber der Lackierer hat sich irgendwann mal aus Versehen mit der Farbe vertan“, erzählte Poweska mit einem verschmitzten Lachen.

Das täte seinem Stolz über seine 40-jährige Geliebte, die er besonders gern nach einer stressigen Woche zu einer gemütlichen Tour ausführe, jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: „Schon mein erstes Auto war eine Ente, damit hat die Schwärmerei angefangen. Ich mag Autos mit Ecken und Kanten.“

Enten-Reise nach Kambodscha

Enten-Liebhaberin Cornelia Ruhrmann geht es ähnlich. Auch ihr erstes Auto war eine 2CV-Ente. „Darin habe ich mich direkt verliebt und wollte nie wieder ein anderes Auto haben“, erzählte die Essenerin. Nach einem Unfall, bei der ihre Ente nicht mehr reparabel war, war sie dann so traurig, dass sie eine Enten-Reise nach Kambodscha buchte. „Da sind wir mit insgesamt sieben Enten herumgefahren und als ich wiederkam, habe ich mir direkt eine neue gekauft.“ Mittlerweile fährt sie ihre vierte Ente und kann sich ein Leben ohne das Oldtimer-Gefährt nicht mehr vorstellen. „Das ist einfach ein Auto mit Charakter. Eben weil es so langsam und schaukelig ist und dadurch ein gewisses Lebensgefühl vermittelt.“

Ein gewisses Lebensgefühl

Dieses Lebensgefühl weiß auch Karl-Heinz Sonnendecker zu schätzen, der sein zu einem zweisitzigen Cabrio umgebautes Vehikel zeigte. „Meine Ente ist ein Unikat. Darüber freue ich mich sehr.“ Einmal habe er damit eine deutschlandweite Tour von Usedom bis zum Bodensee gemacht und 3000 Kilometer in vier Wochen zurückgelegt. „Da wusste ich wieder, wieso mein erstes Auto auch eine Ente war“, so Sonnendecker, der in seinem Alltag zwar einen sportlichen Mercedes fährt, aber das Fahrgefühl seiner Ente als unbeschreiblich schön empfindet.

>> SCHÖNHEITSWETTBEWERB

Wie in jedem Jahr gab es auch diesmal einen Wettbewerb, in dem die schönsten Modelle prämiert wurden. Dieser stand zum Geburtstag unter dem Motto: Concours d´Élégance.

Den Vogel, pardon, die Ente schossen dabei Karin und Michael Wiegmann aus Lippstadt ab. Ihr himmelblaues Modell aus dem Jahr 1971 befindet sich noch immer im Originalzustand.