Nur wenig Diskussionsbedarf gab es nach der Vorstellung des Votums zum Pfarrentwicklunsgprozess im Großraum Borbeck.
Die Kirchen St. Thomas Morus in Vogelheim und Don Bosco in Borbeck werden geschlossen, die Kirche St. Fronleichnam könnte zu einem „sozialpastoralen Zentrum“ umfunktioniert werden, über die Zukunft von St. Michael in Dellwig und St. Maria Rosenkranz in Bochold wird frühestens in fünf Jahren entschieden. Nur die Pfarrkirche St. Dionysius bleibt auf jeden Fall erhalten.
Selbst die Moderatorin wunderte sich
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Das ist die Kernaussage des Votums im Pfarreientwicklungsprozess, das die Pfarrei St. Dionysius in Borbeck dem Bischof vorlegen wird. Gefasst nahmen gut 200 Katholiken am Samstagnachmittag die Nachricht auf. Als am Ende der etwa einstündigen Präsentation niemand Diskussionsbedarf zeigte, fragte selbst Moderatorin Sabine Köther erstaunt: „Sind sie alle so erschüttert?“ Pfarrer Jürgen Cleve nahm ebenfalls überrascht zur Kenntnis, dass die Präsentation so still über die Bühne ging. Das Votum hatte der Kirchenvorstand einstimmig sowie der Pfarrgemeinderat mit 15 Zustimmungen, einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen beschlossen.
Sachlich und mit Zahlen unterfüttert hatten Pfarrer Jürgen Cleve und Thorsten Kontny, Finanzfachmann im Kirchenvorstand, das Votum vorgestellt. Es teilt die Pfarrei in die drei Sozialräume Bochold/Borbeck, Bergeborbeck/Vogelheim und Dellwig/Gerschede ein. In allen Räumen soll es in Zukunft einen „geeigneten Gottesdienstraum“ geben, in dem ein Sonntagsgottesdienst gefeiert wird.
Markushaus als „ökumenisches Zentrum“

In Vogelheim soll das evangelische Markushaus ein „ökumenisches Zentrum“ werden. Die denkmalgeschützte Kirche St. Fronleichnam muss nicht Kirchraum bleiben, Gottesdienste könnten in der Krypta gefeiert werden.
Emotional packte Ulrich Seng, Pastor von St. Michael, die Menschen. Er listete ihnen in 18 Punkten schonungslos „Die Zeichen der Zeit“ auf. Kurz gesagt: „Wir sind eine Kirche der Alten, eine Versammlung der Großeltern“ (wobei er sich in diesem Punkt ausnahm). Jüngere Menschen beteiligten sich nur noch bei „Feiern mit Eventcharakter“ am Kirchenleben. Und um seine Thesen zu bekräftigen, bat er die Anwesenden, sich einfach mal umzudrehen: Man werde nur graue Haare sehen. Niemand wollte dem Pastor in diesem Punkt widersprechen.
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Düster der finanzielle Aspekt: Das Bistum wird seine Zuweisungen bis 2030 deutlich senken, die Gemeinden werden für ihre Gebäude selbst verantwortlich sein. Steigende Kosten für Personal und Bewirtschaftung der Immobilien kämen dazu. „Das kann teuer werden“, befürchtet Thorsten Kontny. Ohne gegenzusteuern häufe sich so in den nächsten zwölf Jahren ein Defizit von 521 000 Euro an.
Zwei Priester sind 2030 noch aktiv
Personell sieht es ähnlich schlecht aus. Realistisch sei davon auszugehen, dass 2030 nur noch zwei Priester aktiv sein werden, vielleicht unterstützt von einem Ordensgeistlichen der Salesianer. Die Pfarrei sei allerdings entschlossen, die Arbeitsplätze in Verwaltung und Jugendeinrichtungen zu erhalten, sozialverträgliche Lösungen werden zusammen mit der Mitarbeitervertretung angestrebt, auf betriebsbedingte Kürzungen und Kündigungen solle verzichtet werden.
>>> Info: Eingenommene Gelder bleiben in der Pfarrei
Gelder, die beim Verkauf von Immobilien eingenommen werden, bekommt die Pfarrei, nicht das Bistum.
In der Versammlung wurde die geringe Transparenz des Prozesses kritisiert. Pfarrer Cleve verwies auf geringe personelle Möglichkeiten, andererseits aber auf viele Versammlungen in den letzten drei Jahren.