Essen-Schönebeck. . Der kleine Buchenwald im Kamptal wird seit vielen Jahren Stück für Stück aufgeforstet. Reinhold Walden fürchtet um dessen Originalität.
Vor knapp 30 Jahren schon reifte bei der CDU die Idee, das kleine Buchenwäldchen im Kamptal Stück für Stück aufzuforsten. Mittlerweile hat sich der Hain nahe der Heißener Straße und Brausewindhang zu einer stattlichen grünen Oase entwickelt. Doch genau diese zahlreichen Neuzugänge sind es, die Reinhold Walden Sorge bereiten. Der frühere SPD-Bezirksvertreter fürchtet um die Vermischung der alten und neuen Baumbestände und damit um die Originalität des Waldes.
„Mehrgenerationenwald“ nennt ihn CDU-Ratsherr Klaus Diekmann, auf dessen Initiative wohl schon 1000 Bäume im Kamptal gepflanzt wurden. „Hochzeitswäldchen“ nennen all jene einen Teil des kleinen Forstes, die anlässlich familiärer Feiern oder Jubiläen einen Baum spendeten.
Vor Jahren allerdings beschwerten sich Anwohner über Mountainbiker, die bei ihren Touren durchs Gelände die Wurzeln der alten Buchen beschädigen würden. „Das Areal wurde deshalb für 85 000 Euro eingezäunt“, sagt Diekmann. Er selbst sei nie ein Freund davon gewesen. „Ich habe die Fahrradfahrer nie so kritisch gesehen.“ Und der Zaun sei mittlerweile an einigen Stellen ziemlich ramponiert.
Wertvoller Baumbestand und Lebensraum für Tiere
Im Rahmen der Zwangseinfriedung gab die BV im Jahr 2012 ein Gutachten in Auftrag, das den alten Buchenbestand als ökologisch wertvoll und erhaltenswert einstufte – auch als Lebensraum für Tiere und Insekten. Einige Bäume seien schon über 160 Jahre alt.
Genau diese Erkenntnis ruft nun Reinhold Walden auf den Plan. Er sorgt sich um die Zukunft des alten Baumbestandes: „Wenn die zahlreichen jungen Buchen selbst Samen tragen, wird sich dies in 20 oder 30 Jahren unweigerlich auf die alte Population auswirken. Von einem historischen Wald, wie er heute im Kamptal zu finden ist, wird dann nicht mehr die Rede sein.“ Seine Forderung: „Die neuen Bäume umsetzen, möglichst weit weg vom Buchenwäldchen.“
Beim städtischen Grünamt Grün und Gruga sieht man dies anders: Beim Pfingststurm Ela habe der Buchenbestand vor Jahren erheblichen Schaden genommen, sodass eine eigenständige Verjüngung und Erhaltung nicht mehr möglich sei. Deshalb habe man ja den angrenzenden Acker mit jüngeren Bäumen in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde aufgeforstet. Dass die Samen sich „vermischen“ und den Baumbestand schwächen, sei derzeit keine Gefahr, erklärt Stadtsprecherin Isabel Razanica. Was passieren könne, ist, dass eine andere Baumart zwischen den Buchen wächst. Dieser Vorgang sei allerdings natürlich und grundsätzlich für den Altbaumbestand unschädlich. Diekmann dazu: Einfach mal die Natur machen lassen.“
>> Alter Baumbestand kann kaum erhalten werden
Auch wenn immer wieder „Hochzeits- und Geburtstagsbäume“ gepflanzt werden, so macht die durch Grün und Gruga betriebene Aufforstung den größten Teil am Wachstum des Wäldchens in Schönebeck aus.
Dies sei auch nötig, denn wegen der Sturmschäden durch Ela und auch durch die jüngsten Orkanstürme sei der alte Buchenbestand so geschwächt, dass er abgängig ist – heißt, er kann eigentlich nicht erhalten werden.