Essen-Frohnhausen. . Im Norden Rumäniens kommen kaum EU-Gelder an. Es gibt auch kaum Arbeit. Deshalb ist die Hilfe aus Frohnhausen so wichtig für die Bewohner.
Es ist ein besonderer Gottesdienst, zu dem die katholische Kirchengemeinde in Frohnhausen an diesem Sonntag in die St. Antonius-Kirche eingeladen hat: Gemeinsam mit Pastor Ludger Blasius und dem rumänischen Pastor Istvan Hátajaer feiern die Gläubigen das 25. Gründungstag der Rumänienhilfe St. Antonius.
600 Menschen leben unter einfachsten Bedingungen
Im Mittelpunkt der Hilfsorganisation steht das Dorf Costiui weit im Norden des Landes. Knapp 600 Menschen leben dort unter einfachsten Bedingungen. „In Costiui war und ist bis heute die Armut am größten. Da kommen kaum irgendwelche EU-Gelder an“, erzählt Martin Stemmer, der das Hilfsprojekt von Anfang an begleitet und zum Jubiläum gemeinsam mit den Unterstützern und Förderern zurückschaut. „Zwischen der ersten Fahrt und heute liegen Welten. In Costiui hat sich enorm viel getan“, so Gerd Bludau, ebenfalls Gründungsmitglied der Organisation.
Der erste Kontakt entstand über Gemeindemitglieder, die im Jahr 1992 kurz nach dem Untergang des Sozialismus und der Hinrichtung des umstrittenen Staatspräsidenten Nicolae Ceaușescu das Land besuchten und erschüttert waren über die bittere Armut. So organisierten sie spontan die ersten Hilfstransporte. „Wir fuhren mit drei voll beladenen Lastern und brauchten mehr als drei Tage. Besonders der Grenzübergang war lang“, erinnert sich Marlies Jacobi, eine der acht Aktiven der Rumänienhilfe. Kleidung, Spielzeug, Lebensmittel und Medikamente waren die wichtigsten Dinge, die an die Menschen dort verteilt wurden.
Heute gibt es fließendes Wasser und Elektrizität
„Damals waren die Straßen im Dorf unbefestigt und die Häuser in einem jämmerlichen Zustand, es gab kaum fließend Wasser oder Elektrizität.“ Besonders die Kinder und die alten Menschen brauchten Hilfe. „Da es in Costiui keine Arbeitsmöglichkeit gibt, haben die Eltern oft in einer anderen Region weit weg gearbeitet und ihre Kinder bei den Großeltern gelassen“, so Stemmer, „manche versorgten neun, zehn Enkelkinder.“
Zwei Mal im Jahr fahren die Aktiven seitdem nach Costuiu, für jeweils eine Woche. In dieser Zeit haben sie nicht nur wertvolle Hilfe geleistet, etwa die Renovierung der Häuser und der Kirche unterstützt, sondern auch Freunde gewonnen. Zwei Bewohner, Béla Bodnáruk und Paul Jeremias, sind extra aus Costiui angereist, um mitzufeiern. „Diese Kontinuität, die Kontakte und die regelmäßigen Besuche führen dazu, dass wir ganz genau wissen, wo die Spenden ankommen. Das macht unsere Rumänienhilfe besonders“, ist Martin Stemmer überzeugt, der übrigens sein persönliches Glück in Costiui gefunden hat: seine Frau Wilma.
Mittlerweile gibt es keine Sachspenden mehr. Dafür aber Geldspenden und Patenschaften. „Wir suchen immer wieder Unterstützer und Spender, die bereit sind, für 12,50 Euro im Monat eine Patenschaft zu übernehmen“, so Stemmer. Das Geld werde persönlich übergeben und komme den Bewohnern zugute, die von der Hand in den Mund leben. „Die Rente, die die Rumänen bekommen, ist unglaublich niedrig: Manche erhalten gerade 20, 30 Euro im Monat, müssen aber genauso viel für Lebensmittel zahlen wie wir. Wie man damit überhaupt überleben kann, ist für uns kaum vorstellbar. Deswegen machen wir weiter.“