Essen-Bergeborbeck. . Seit knapp sechs Jahren gibt es die Bürgerinitiative gegen den wilden Automarkt (Bigwam). Ihr Vorsitzender Klaus Barkhofen zieht Zwischenbilanz.
Vor knapp sechs Jahren gründeten Bürger die Initiative gegen den wilden Automarkt (Bigwam). Im Interview zieht ihr Vorsitzender Klaus Barkhofen (54) eine Zwischenbilanz.
Wie fanden die Gründungsmitglieder vor knapp sechs Jahren zusammen?
Barkhofen: Im Minna-Deupner-Haus der Awo gab es einen Bürgertreff. Dort wurde über den Automarkt geredet. Es gab ja schon in den 1990er-Jahren eine Bürgerinitiative. Etwa 40 Menschen entschieden dann, Bigwam zu gründen.
Aktuelle Mitgliederzahl lautet 238
Was waren die Gründe?
Die Menschen waren betroffen. Es geschah einfach nichts. Die Politik und die Verwaltung der Stadt machten nichts gegen den illegalen Autohandel. Die Menschen im Stadtteil hatten Angst vor dem Fremden und dem, was sie damit verbanden: Drogen, Prostitution, Handel auf der Straße. Wir haben gesagt, dass Schimpfen nichts nutzt, sondern nur der Dialog. Eine Einstellung, mit der wir gut gefahren sind. Ebenso wie mit unserem Grundsatz der Überparteilichkeit, der von Beginn an gilt. Bis auf Menschen mit rechter Gesinnung kann bei uns jeder mitmachen.
Wieviel machen mit? Wie entwickelt sich die Mitgliederzahl?
Bei der Gründung waren es 40. Aktuell haben wir 238 Mitglieder. Den harten Kern bilden 40 bis 70 Mitglieder, die regelmäßig zu den Versammlungen kommen. Die Zahl steigt weiter, wenn auch nicht mehr so stark wie zu Anfang. Eine Besonderheit ist, dass 15 Prozent unserer Mitglieder einen Migrationshintergrund haben.
2013 wurde die Bürgerinitiative zum Verein
Und wer macht bei Ihnen mit?
Das geht querbeet durch alle Berufs- und Gesellschaftsschichten. Und mit einem Altersdurchschnitt von 58 Jahren stehen wir besser da als so manch vergleichbare Organisation.
Wie finanzieren Sie sich?
Seit 2013 sind wir ein Verein und gemeinnützig, das heißt, wir können Spenden quittieren. Wir brauchen zwar nicht riesige Summen, aber Flyer und Ähnliches müssen ja auch bezahlt werden. Zudem wollen wir mit einem Sprayer und dem Fitnessstudio die 250 Meter lange Mauer an der unteren Bottroper Straße als Kunstwerk erstrahlen lassen. Mehr zu der Aktion findet man auf www.gut-fuer-essen.de/projects/51209.
Heute interessieren sich Politik und Verwaltung
Sie setzen auf Dialog. Wie reagieren die Autohändler?
Das ist sehr gemischt. Einige sind durchaus gesprächsbereit, andere haben gar kein Unrechtsbewusstsein. Mit dem aktuellen Besitzer des Hotels an der Bottroper Straße 202, wo viele Autohändler aus Osteuropa übernachten, gab es einige Gespräche, in denen positives Handeln signalisiert wurde – aber dies schlägt sich nicht in der Praxis nieder.
Was hat Bigwam in den sechs Jahren bewegt?
Es sind viele kleine Dinge, die nach außen oft nur schwer zu vermitteln sind. Zu allererst einmal interessieren sich Politik und Verwaltung heutzutage für unser Anliegen. Man redet über die Probleme und handelt. Man hat gemerkt, dass wir nicht auf Krawall gebürstet sind. Wir arbeiten genauso mit der Wirtschaftsförderung wie mit der Polizei zusammen. Und es wirkt sich auch aus. In den vergangenen drei Jahren wurden acht bis zehn Autobetriebe zum Beispiel wegen fehlender Betriebserlaubnis oder Verstößen gegen Umweltschutzbestimmungen geschlossen. Geschwindigkeitsmessungen wurden durchgeführt. Und die Zeiten, in denen hier unzählige Fahrzeuge ohne Kennzeichen auf den Straßen unterwegs waren, scheinen auch vorbei zu sein.
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Bigwam ist Kooperationspartner im Projekt „Stadtteilhabe“. Wechseln Sie das Tätigkeitsfeld?
Nein! Ganz und gar nicht. Wir wollen das Wohnumfeld für die Bürger im Stadtteil attraktiver machen und hoffen, dass es für die Autohändler unattraktiver wird.
„Wir haben schon mehr als die Hälfte geschafft“
Was ärgert Sie besonders?
Abgemeldete Fahrzeuge im öffentlichen Raum können die Ordnungsbehörden in anderen Bundesländern umgehend abschleppen. Das wären Nadelstiche, die die Autohändler spüren würden. In NRW dauert es mindestens drei Tage.
Was ist mit dem Autokino?
Das Autokino bleibt das „Krebsgeschwür“ des Stadtteils und die im Umkreis tätigen Autohändler die „Metastasen“. Für privaten Autohandel gibt es offenbar eine Erlaubnis. Nach unserer Meinung ist es aber gewerblicher Handel und damit verboten.
Wann wird Bigwam sich selbst überflüssig gemacht haben?
Ich fürchte, das wird noch ein paar Jahre dauern. Aber wir haben schon mehr als die Hälfte des Weges geschafft. Oder, um es anders auszudrücken: Unser Anliegen ist wie ein Puzzle. Viele Teile sind schon gelegt und ansatzweise lässt sich das Bild erkennen.