Essen-Borbeck. . Auch Friedhöfe unterliegen einem gewissen Zeitgeist. Dem will die Matthäusgemeinde in Borbeck mit einem modernen Urnenfeld Rechnung tragen.

Acht Koniferen stehen zurzeit noch auf der gut 600 Quadratmeter großen, huckeligen Wiesenfläche im oberen Teil des Matthäusfriedhofs an der Bocholder Straße und wiegen sich leicht im Wind. Nach den Vorstellungen von Daniel Stender soll sich das demnächst ändern. „Hier soll ein neues, modernes Urnenfeld entstehen“, sagt der Friedhofsverwalter und verweist auf den Plan in seinen Händen.

„Grundsätzlich verändert sich der Umgang mit der Friedhofskultur“, sagt Stender. Urnengräber gebe es selbstverständlich schon jetzt auf dem drei Hektar großen Friedhof, der zwischen 1856 und 1859 angelegt wurde. Unter den etwa 6000 Grabstellen befindet sich auch die letzte Ruhestätte Georg Melches, Mitbegründer von Rot-Weiss Essen, der im Jahre 1963 hier beerdigt wurde.

Bisher gibt es das neue Urnenfeld nur auf Papier.
Bisher gibt es das neue Urnenfeld nur auf Papier. © B. Handick

Trend zu Urnengräbern hält an

Der Trend zu Urnengräbern halte an, so Daniel Stender. Sie würden immer öfter nachgefragt. Der praktische Grund: Hinterbliebene hätten heutzutage oft wenig Zeit, um ein Grab zu pflegen. Auch die Kosten könnten eine Rolle spielen. „Anfang der 1990er-Jahre war es vielleicht eine Urnenbestattung pro Jahr“, erinnert sich Daniel Stender. Heute seien es jährlich etwa 150. Hinzu kämen konstant zwischen 40 und 50 Sargbestattungen.

Trauerhalle ist aus dem Jahre 1960/61

„Wir wollen aber nicht nur etwas für die Verstorbenen tun, sondern auch für die Lebenden, die den Friedhof besuchen. Und zwar auch solche, die hier keine Angehörigen liegen haben“, sagt Franz Turnsek, der unter anderen Ehrenämtern auch Mitglied des Friedhofsausschusses der Matthäusgemeinde ist. Aus diesem Grund soll die 1960/61 erbaute Trauerhalle der Zeit angepasst werden. Der offene Eingangsbereich, in dem Angehörige derzeit bei schlechtem Wetter vergeblich Schutz suchen, soll nicht nur einen neuen Anstrich erhalten.

Glasfront für die Trauerhalle

Eine Glasfassade soll den Raum, in dem Tische und Stühle aufgestellt werden, zu einem Ort der Begegnung werden lassen. Dort können dann auch jene Menschen ein Päuschen einlegen, die keine Gräber von Verwandten besuchten, sondern den Matthäusfriedhof als Abkürzung auf dem Fußweg vom Fliegenbusch zum Borbecker Bahnhof nutzten.

Unschätzbarer Wert für Stadtklima

Nebenbei seien Friedhöfe durch ihre abwechslungsreiche Bepflanzung von unschätzbarem Wert für das Stadtklima und für die ökologische Vielfalt.

Für die acht Koniferen, die verschwinden werden, sollen neue Bäume gepflanzt werden. Säulen-Eichen und Amberbäume stehen in dem Plan. Bisher sind das neue Urnenfeld und der Begegnungsraum allerdings nur zu Papier gebrachte Ideen. Die Kosten werden mit etwa 50.000 Euro veranschlagt. Die Entscheidung fällt letztlich das Presbyterium der Matthäusgemeinde. Daniel Stender ist zuversichtlich, dass das Gemeinde-Gremium den Plänen zustimmen wird. Und dann soll auch keine Zeit mehr verloren werden. „Es wäre schön, wenn noch in diesem Jahr mit den Arbeiten begonnen werden könnte.“