Essen-Borbeck. . In einer Wühlkiste fand Sammler Burkhard Effertz eine historische Fotoaufnahme von Schloss Borbeck. Es ist ein einzigartiges Dokument.

In einer Wühlkiste hat der Borbecker Foto-und Postkartensammler Burkhard Effertz ein altes Foto entdeckt und dann gerätselt, wo sich das abgebildete wuchtige Gebäude wohl einmal befunden haben mag. Die riesigen Tore mit Rundbögen könnten auf eine alte Stallung, eine Scheune oder ein agrarisches Gerätelager schließen lassen – vielleicht war auch alles zusammen unter einem Dach vereint. Nur wo? Man kommt nicht so einfach drauf, aber dieses wohl noch nie gezeigte Bild entstand ganz offensichtlich im Borbecker Schlosspark und zwar in der Nähe des Haupteingangs, der am äußersten rechten Rand des Fotos unten zu erkennen ist. Beim Vergleichsbild unten haben wir versucht, möglichst genau den Standpunkt und den Blickwinkel des damaligen Fotografen einzunehmen.

Unklar, wann das historische Foto entstanden ist

Das alte Gebäude stand im rechten Winkel zum Wirtschaftsgebäude des Schlosses, in dem sich heute die Musikschule der Stadt befindet. Genau so, als rechtwinkliges Ensemble, ist die Gesamtanlage auch auf alten Karten noch eingezeichnet. Wann das historische Foto genau entstand, ist nicht klar, auch der Abrisszeitpunkt des eindrucksvollen Gebäudes lässt sich anhand der zugänglichen Literatur nicht genau nachvollziehen, aber auf dem Stadtplan von 1927 ist das Ensemble jedenfalls noch deutlich zu erkennen. Das eigentliche Barockschloss schließt sich auf beiden Fotos rechts an.

Die Stelle am Schlosspark-Eingang heute. Das Wirtschaftsgebäude gibt’s noch, vom Quergebäude ist schon lange
Die Stelle am Schlosspark-Eingang heute. Das Wirtschaftsgebäude gibt’s noch, vom Quergebäude ist schon lange © Ulrich von Born

Adelige Gartenanlage war erst ab 1920 öffentlich zugänglich

Der Zufallsfund führt zurück in eine Zeit, als der Schlosspark noch nicht Volkspark für jedermann war, sondern eine adelige Gartenanlage, zu der nur der jeweilige Schlossherr Zugang hatte oder gewährte. Bis 1803 waren das die Essener Fürstäbtissinnen, die hier ihre Sommerresidenz unterhielten, es folgten nach der Säkularisierung reiche Bürger- und Adelsfamilien, bis schließlich 1941 die Stadt Essen Schloss und Park erwarb mit dem klaren Ziel, hier Erholungsgrün für jedermann zu schaffen. Für die Öffentlichkeit zugänglich, allerdings noch gegen Eintritt, war zumindest der Park schon ab 1920.

Ein Schloss mit traditionell forstlicher und agrarischer Nutzung

Ursprünglich stand anstelle des Schlosses ein großes Gehöft mit Namen „Bortbeki“, das Borbeck seinen Namen gab und immerhin 869 erstmals erwähnt wurde. Das markante Ensemble auf dem alten Foto war möglicherweise in der Grundanlage einmal Teil dieses Hofes. Auch zum sehr viel später entstandenen Schloss gehörte traditionell eine forstliche und agrarische Nutzung, und ab dem späten 16. Jahrhundert entstand im Laufe von Jahrzehnten ein nach gartenkünstlerischen Gesichtspunkten geplanter Landschaftspark. Und auch dafür mag ein solches Lagergebäude nützlich gewesen sein.

Viele historische Fotos auf www.essen-historisch.de

Viele Fotos aus der Essener Stadtgeschichte zeigt Burkhard Effertz auf seiner Webseite www.essen-historisch.de. Auch im Netzwerk Facebook ist er sehr aktiv.