Essen. Mit einem neuen Integrationskonzept wollen die Stadt, Polizei und Uni aus dem Libanon stammende Bürger erreichen, die noch nicht oder unzureichend integriert sind.

Neben Hilfsangeboten, Sprachkursen, Familienberatung und viel gutem Willen sollen auch Grenzen aufgezeigt, Gewalt, Integrationsunwille, Kriminalität und Parallelgesellschaften sollen nicht geduldet werden.

Die einzelnen Behörden stehen dabei nicht untereinander in Konkurrenz, sondern stimmen sich ab und ergänzen sich. Unter Federführung von Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger haben unter anderem Jugendamt, Schulamt, Ausländeramt, Ordnungsamt, Polizei und Uni ein „Integriertes Handlungskonzept” entwickelt, das den libanesischen Familien die derzeit weitest möglichen Hilfen anbietet.

Vier künftige Integrationsmanager sollen die unterschiedlichen Hilfs- und Unterstützungsangebote koordinieren, um sicherzustellen, so Prof. Horst Bossong, Dekan des Fachbereichs Bildungswissenschaften der Uni, „dass die Angebote angenommen werden, sie ineinander greifen und aufeinander aufbauen”.

Den Addressaten müsse klar sein, so Bossong, dass ein bestimmtes Verhalten auch bestimmte Konsequenzen habe. Zunächst werde gefördert, unterstützt und geholfen. Fruchtet das nicht, werde interveniert. Hilft auch das nicht, müsse sanktioniert werden - auch die Polizei ist mit im Boot. Bossong: „Parallelgesellschaften sind in dieser Stadt nicht akzeptabel.”

Es ist vor allem die gestiegene Kriminalitätsquote der Jugendlichen unter den fünf- bis sechstausend aus dem Libanon stammenden Bürgern, die der Polizei Sorge bereitet. Fritz Unterberg, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz: „Aufgabe der Polizei ist es, Grenzen zu setzen. Katernberg hat gezeigt, dass Verbesserungen möglich sind, wir können Verhaltensänderungen feststellen.” Auch die Polizei setzt über den akuten Einsatz hinaus auf Zusammenarbeit mit den anderen Behörden. Unterberg: „Wir haben die Vernetzung gesucht.”

Jugenddezernent Peter Renzel hat bewusst das „Chancen bieten” vor „Grenzen setzen” platziert und freut sich über die gemeinsame Sicht aller Behörden auf die Familien. „Sicht” heiße dabei ebenso „Fürsorge” wie auch „Kontrolle” der nach Berlin zweitgrößten libanesischen Gemeinschaft in Deutschland. „Wir brauchen dazu aber den Zugang zu den Familien, insbesondere den Frauen.”

An den libanesischen Vereinigungen in der Stadt soll das nicht scheitern. Mohamad Masri vom Libanesischen Zedernverein: „Wir sehen das Ganze sehr positiv und unterstützen das Konzept sehr.”