Für einen Meister der Selbstdarstellung war das Medium Plakat natürlich ein Muss, so marktschreierisch und provokant wie er bisweilen war, dieser Martin Kippenberger. In Dortmund wurde er 1957 geboren, in Essen-Frillendorf ist er groß geworden, ein begnadeter Ausstellungs-Anarcho, documenta-Teilnehmer, Kunst-Querkopf. Als er sich mit nur 44 Jahren schon exzessiv zu Tode gelebt hatte, war noch nicht abzusehen, welche postume Erfolgsgeschichte dieser böse Junge des Kunstbetriebes noch schreiben würde. Im Essener Museum Folkwang, wo seine Künstler-Karriere 1984 mit einer skandalumwitterten Gruppenausstellung „Wahrheit ist Arbeit“ Anlauf genommen hat, sieht man nun seine Plakate.
Schon als Kind im Museum
Schon als Kind hat Kippenberger das Museum Folkwang regelmäßig besucht. Damals war der Ausstellungs-Besuch vor allem ein familiärer Wettbewerb. Wer das beste Bild fand, bekam von Vater eine Mark, erzählt René Grohnert, Leiter des Deutschen Plakatmuseums im Museum Folkwang, das sich über den Erwerb eines stattlichen Konvoluts von Kippenberger-Plakaten freut. Fast 100 der insgesamt 178 von Kippenberger zwischen 1978 und 1997 geschaffenen Arbeiten sind nun unter dem Titel „Du kommst auch noch in Mode“ zu sehen.
Ist das ein Versprechen, Drohung oder Trost? Dass die Kippenberger-Plakate oft mehr Fragezeichen als Erkenntnisse produzieren, ist Prinzip. So schräg wie seine eigenen Auftritte gestaltete der Kunst-Rebell eben auch seine Werbung. Thematische Reibung und innerer Widerspruch sind dabei die ganz selbstverständlichen Bestandteile, der bis ins Absurde getriebene Humor findet hier seine schönste Spielwiese.
Rätselhafte Botschaften
Die zumeist im Siebdruck entstandenen Plakate sind dabei auf eine kleine Auflage limitiert und meist zu Mappenwerken wie „Mut zum Druck“ zusammengefasst. Oft beschäftigt sich Kippenberger darin mit sich selbst und seiner gewählten Außenseiterrolle, arrangiert sich vor monumentalen Wort-Wänden („Einfach geht der Applaus zugrunde“) oder als Mann der vielen Eigenschaften („Kippenberger als einer von Euch, unter Euch, mit Euch.“)
Über die Botschaft, die sich da hinter scheinbar sinnfreien Sätzen, banalen Bildzitaten und rätselhaften Text-Bild-Scheren verschanzt, darf gerätselt werden. Denn die verwirrende Wirkung bleibt das Markenzeichen dieses Meisters der Ironie, der zu kurz gelebt hat, aber dessen Irritationen lange nachwirken. Auf- und anregend bleiben seine Arbeiten deshalb auch noch Jahrzehnte nach seinem Tod.