Essen.. Manfred Diehl soll’s bei den skandalumwitterten Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) richten: Die Arbeitnehmervertreter wollen den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden zum stellvertretenden Aufsichtsratchef machen. Auf Seiten der politischen Vertreter im Aufsichtsrat ist man erstaunt.

„Neues aus der Anstalt“ lautete der Titel einer beliebten Satire-Sendung. Das wahre Leben aber spielt sich bekanntlich woanders ab. Zum Beispiel bei den skandalumwitterten Entsorgungsbetrieben Essen (EBE). Dort setzten nun die Arbeitnehmervertreter die nächste Pointe, diesmal mit einem Personalvorschlag für den Posten des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, der da lautet: Manfred Diehl soll es richten.

Manfred Diehl? Die Älteren werden sich erinnern. Richtig, es handelt sich um den einstmals mächtigen städtischen Personalrat und Betriebsratsvorsitzenden der EBE zu einer Zeit, als der Aufsichtsratsvorsitzende noch Willi Nowack hieß. Als Gewerkschafter, Arbeitnehmervertreter und Förderer des Amateurfußballsports in Kray ein Strippenzieher vor dem Herrn; böse Zungen behaupteten gar, Diehl sei der eigentliche Herr im Hause EBE gewesen und nicht Geschäftsführer Klaus Kunze, der seinen Stuhl im Zuge der Affäre um Vorteilsnahme und Vetternwirtschaft bekanntlich geräumt hat.

Erstaunen bei den politischen Vertretern im Aufsichtsrat

Seit zwölf Jahren gehört Diehl dem Unternehmen nicht mehr an. Nun, niemals geht man so ganz. Obwohl: Manfred Diehl war ja nie wirklich weg. Im Aufsichtsrat saß und sitzt er bis heute an. Als Betriebsvorsitzende beerbte ihn seinerzeit übrigens seine Tochter Susanne, bis diese 2005 als Prokuristin zur Schwestergesellschaft EVB wechselte. Auf Susanne Diehl folgte als EBE-Betriebsratschef ein gewisser Thomas Altenbeck. . .

Auf Seiten der politischen Vertreter im Aufsichtsrat zeigte man sich baff erstaunt über den Personalvorschlag der Arbeitnehmer. Verdi-Sekretär Markus Neuhaus bemühte sich gegenüber der WAZ um Erklärungshilfe: Alle anderen Mitglieder des Betriebsrates seien noch neu und folglich unerfahren, nachdem auch Sadettin Adigüzel von seinen Ämtern (un)freiwillig zurückgetreten ist, denn auch dessen Unterschrift soll neben anderen unter der offenkundig frisierten Gehaltshochstufung seines Vorgängers Altenbeck stehen. Nur übergangsweise solle Manfred Diehl den Posten des stellvertretenden Aufsichtsratschefs übernehmen, betont Neuhaus. Nicht über die volle fünfjährige Amtszeit also. Dann dürfte Diehl auch jenseits der 80 sein. Im November soll die Personalie im Aufsichtsrat zur Abstimmung auf den Tisch kommen. Gestern war das Bauchgrummeln nicht zu überhören: Diehl stehe kaum für einen Neuanfang, den man sich wünsche.

Davor steht die Vergangenheitsbewältigung. Der von der EBE hinzugezogene private Ermittler hat seine Untersuchung inzwischen abgeschlossen, sein Bericht wie auch die von der Geschäftsführung gesicherten Daten sollen nun der Staatsanwaltschaft übergeben werden, so ist zu hören. Dass sich die EBE-Geschäftsführer beim Versuch, die Korruptionsvorwürfe aufzuklären, externer Hilfe bedienten, ist übrigens juristisch nicht zu beanstanden. Zu diesem Ergebnis kommt die von Oberbürgermeister Reinhard Paß angestrengte juristische Bewertung. Und apropos Daten: Der Datenschutzbeauftragte der EBE, der versucht haben soll, Informationen vom PC des Ex-Geschäftsführers Kunze zu löschen und bei dem es sich pikanterweise um den Sohn des SPD-Fraktionschefs im Rat der Stadt handelt, ist nach WAZ-Informationen nicht länger Datenschutzbeauftragter. Die Geschäftsführung hat ihn von dieser Aufgabe entbunden.