Essen. Ein japanisches Szene-Lokal der Restaurant-Kette Okinii zieht ins Einkaufszentrum am Hirschlandplatz. Es soll der Theaterpassage den erhofften Besucher-Zuwachs bringen. Ein weiterer Mieter mit langer Tradition verlässt dagegen die Passage, in der auch ein Vapiano-Restaurant untergebracht ist.
Die Theaterpassage zwischen Rathenaustraße und Hirschlandplatz ist kein Selbstläufer. Auch beim Miteigentümer Sparkasse spricht man von einem „anspruchsvollen Thema“, wenn es um die Frage der Vermietung der Einzelhandels- und Gastronomieflächen geht. Dabei zählt gerade der Hirschlandplatz zu den schöneren Plätzen in der City, die aber ihr Potenzial noch längst nicht ausschöpfen.
Bei der Sparkasse hofft man jetzt allerdings, den ersehnten großen Fisch an der Angel zu haben, der mehr Leben als bisher in das kleine Einkaufszentrum bringen soll und so die Leerstände im Inneren bald zu Geschichte werden lässt. Und Fisch ist dabei ein gutes Stichwort: Die Sparkasse hat vor wenigen Tagen mit der Gastro-Kette Okinii – einem japanischen Sushi- und Grill-Restaurant – einen Mietvertrag abgeschlossen. Das bereits in Düsseldorf und Köln als hip geltende Szenelokal wird im kommenden Jahr in die Theaterpassage ziehen, genau an die Stelle, wo heute noch die Filiale der Sparkasse sitzt. Das Geldinstitut wiederum verkleinert seine Zweigstelle und baut seine Schalter und Geldautomaten genau auf der gegenüberliegenden Seite auf, und besetzt damit derzeit leerstehende Ladenflächen.
Mehrere Interessenten im Gespräch
Den Umbau will sich die Sparkasse eine halbe Million Euro kosten lassen. Lange Zeit tat sich das Geldinstitut eher schwer damit, weiteres Geld in seine ehemalige, denkmalgeschützte Hauptstelle zu investieren. Doch der Vorstand hat bereits grünes Licht gegeben, der Verwaltungsrat muss noch zustimmen.
„Okinii wird ein Frequenzbringer“, ist Reinhard Westerweg überzeugt. Er ist bei der Sparkasse für den Bereich Organisation verantwortlich und somit auch für den Umbau. Derzeit stehen noch zwei Läden im Inneren leer. Wählerisch will die Sparkasse bei der Neuvermietung bleiben: „Billiganbieter schließen wir ganz bewusst aus. Wir haben weiter einen Qualitätsanspruch“, so Westerweg. Dennoch verlässt demnächst ein weiterer Mieter mit langer Tradition die Passage: Die Sparkasse sucht derzeit einen Nachmieter für den Edelitaliener „L’ Opera“ . Man sei aber bereits mit mehreren Interessenten im Gespräch, heißt es.
Mitte vergangenen Jahres hatte die Sparkasse die Immobilientochter der französischen Bank BNP Paribas mit dem Centermanagement der Theaterpassage beauftragt. Bis dahin war lange Zeit das städtische Wohnungsbauunternehmen Allbau für die Betreuung der vorhandenen und für die Akquise neuer Mieter zuständig. Der Wechsel im Centermanagement scheint nun langsam Früchte zu tragen.
Warum sich immer mehr Gastro-Ketten in der City breit machen
Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Gaststätten- und Hotelverbandes (Dehoga) Nordrhein, zum Wandel der Gastro-Szene:
Warum entdecken die Gastro-Ketten zunehmend die Innenstädte?
Thomas Kolaric: In den Innenstadt-Lagen müssen Gastronomen häufig hohe Mieten zahlen. Das rechnet sich nur, wenn man ein gastronomisches Konzept verfolgt, das auf hohe Umschlagzahlen und auf ein Ganztagesangebot setzt. Für einen Familienbetrieb, der vielleicht nur wenige Stunden am Tag öffnet, sind die Kosten in den so genannten 1A-Lagen zu hoch. Insofern erleben wir im Gastronomie-Bereich genau das, was wir auch im Einzelhandel beobachten.
Bedauern Sie das?
Kolaric: Nein. Es wäre das gleiche, als wenn ich beklagen würde, dass die Dinosaurier ausgestorben sind. Die Ketten bedienen mit ihren Konzepten genau das, was die Kunden heute nachfragen. Sie sind meist chic und trendy und folgen einem Zeitgeist. Und sie beleben die Innenstädte. Wir müssen damit leben, dass es künftig bestimmte Angebotsformen in bestimmten Lagen nicht mehr geben wird.