Essen. Ein Leser wurde auf der Zufahrt zur Autobahn 52 in Essen-Rüttenscheid geblitzt. Die sieht aus wie eine Autobahn-Auffahrt, ist aber eine innerörtliche Straße. Darum gilt dort Tempo 50. Ein Fahrlehrer sagt: “Mit unseren Schülern müssen wir das fünf, sechs Mal durchfahren, bis sie es begriffen haben.“

Abzocke oder Gefahrenvermeidung? Das liegt – gerade wenn es sich um überhöhte Geschwindigkeiten handelt – oftmals im Auge des Betrachters. Einen Leser hat es zu seinem großen Ärger auf der A52-Zufahrt in Richtung Düsseldorf hinter der Messe erwischt.

„Für uns ist das klare Abzocke“, schreibt er in einer Mail an diese Zeitung. Am vergangenen Donnerstag war er geblitzt worden als er, von der Norbertstraße kommend, zur Autobahn fuhr. Hierzu biegt man hinter der Messe scharf rechts ab und fährt dann etwa 150 Meter, bis man die eigentliche Autobahnauffahrt erreicht. Auf dem Weg dahin werden die A52-Abfahrer aus Richtung Bergerhausen bereits auf die beiden Fahrspuren geleitet. Kurz vor der Auffahrt trennen sich die Spuren, die rechte führt vorbei an der Bushaltestelle „Polizeischule“, die linke auf die A52. Eine, zugegebenermaßen, schwierige Ecke.

Denn gefühlt befindet man sich nach dem Rechtsknick schon auf der A52-Auffahrt. Die Autobahn schon im Blickfeld links, umgeben von Leitplanken, schalten innerlich nicht wenige Fahrer auf der zweispurigen Strecke in den „Auffahrts-Modus“ und drücken aufs Gas. Wohl auch der Leser dieser Zeitung, denn „wie aus heiterem Himmel“ erwischte ihn der „Blitz von rechts unten aus den Büschen“.

„Es kommt an dieser Ecke regelmäßig zu Unfällen“

Die Zufahrt in Essen-Rüttenscheid: Die Autobahn schon im Blickfeld links, umgeben von Leitplanken, schalten innerlich nicht wenige Fahrer auf der zweispurigen Strecke in den „Auffahrts-Modus“ und drücken aufs Gas.
Die Zufahrt in Essen-Rüttenscheid: Die Autobahn schon im Blickfeld links, umgeben von Leitplanken, schalten innerlich nicht wenige Fahrer auf der zweispurigen Strecke in den „Auffahrts-Modus“ und drücken aufs Gas. © WAZ

Polizeisprecher Lars Lindemann kennt die Örtlichkeit sehr genau: „Wir stehen in der Ecke schon hin und wieder.“ Er stellt fest: „Hier gilt Tempo 50.“ Die vermeintliche Auffahrt ist nämlich de facto die Verlängerung der Norbertstraße. Und die ist innerörtlich.

„Abfischen“ nennt das der betroffene Autofahrer, eine „Abzocke, die den Stadtsäckel schön voll“ mache. Und wahrscheinlich wird es auch für ihn nicht billig, denn die Polizei blitzt hier nur in Größenordnungen, die zur Anzeige führen. Das heißt, wer hier mehr als 73 Stundenkilometer auf dem Tacho hat, den trifft nicht nur der Blitz, sondern auch ein Bußgeldbescheid über mindestens 80 Euro und eine Aufstockung des Punktekontos in Flensburg.

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Ist das Abzocke? Das Motiv des Stadtsäckel-Füllens weist die Polizei von sich. „Es kommt an dieser Ecke regelmäßig zu Unfällen, weil sie auch gleichzeitig die Abfahrt von der A52 ist. Pkw fahren gleichzeitig ab, auf und geradeaus in Richtung Haarzopf – das führt zu brenzligen Situationen“, schildert Polizeisprecher Lindemann.

„Es gibt gefährlichere Ecken“

Fahrlehrer Dirk Skubsch, Inhaber der Fahrschule Skubsch, ist hier häufig unterwegs. „Auf der Strecke liegen viele Führerscheine. Mit unseren Schülern müssen wir das fünf, sechs Mal durchfahren, bis sie es begriffen haben“, erzählt er: „Das ist definitiv eine ziemlich doofe Ecke.“ Fragt man ihn, ob er das Blitzen hier ebenfalls für eine überflüssige Abzocke hält, kommt er zu einem klassischen „Jein“.

„Begegnen sich Fahrzeuge mit überhöhter Geschwindigkeit dort, kann es schon gefährlich werden. 10 bis 20 km/h Unterschied machen einiges aus“, sagt er, wendet aber auch ein: „Es gibt gefährlichere Ecken. Und warum stellt man kein Tempo-50-Schild auf, mit dem das Thema erledigt wäre?“

Markus Grenz