Essen. . Beim WAZ-Medizinforum im Alfried-Krupp-Krankenhaus wird schnell klar:Die Psyche kann die Schmerzwahrnehmung beeinflussen. Auch Bewegung hilft
Chronische Schmerzen sind zermürbend und schlagen aufs Gemüt. Davon können die zahlreichen Besucher des WAZ-Medizinforums im Alfried-Krupp-Krankenhaus zum Thema „Schmerz lass nach“ ein Lied singen. Gleich vier Fachleute – zwei Mediziner, ein Psychologe und eine Physiotherapeutin – erläutern, wann Schmerzen chronisch sind, was man gegen Rücken- oder Kopfschmerzen unternehmen kann und warum etwa Bewegung auch für Schmerzpatienten enorm wichtig ist.
„Mein Alltag und der meiner Frau wird nur noch vom Schmerz bestimmt“, klagt ein Patient, „und ich habe noch kein Mittel gefunden, das mir wirklich hilft“ Sätze, die die Schmerztherapeuten täglich hören. Denn die Klinik verfügt nicht nur über eine Schmerzambulanz, sondern auch über eine stationäre Schmerzabteilung im Steeler Krupp-Krankenhaus.
Dauerhafter Schmerz kann zu Depressionen führen
„Bei uns kümmert sich ein ganzes Team, bestehend aus Schmerztherapeuten, Pflegekräften, Kunst- und Physiotherapeuten, um die Patienten“, berichtet Oberärztin Richarda Rademacher, Fachärztin für Anästhesie und spezielle Schmerztherapie. Voraussetzung für die Einweisung: Die Betroffenen leiden unter chronischen Schmerzen, sind vielleicht schon medikamentenabhängig und psychisch beeinträchtigt.
„Dauerhafte Schmerzen beeinflussen die Psyche und können zu Depressionen führen, die wiederum verstärken das Krankheitsbild“, weiß Jürgen Pajonk, Leiter des psychologischen Dienstes am Krupp-Krankenhaus, der dafür plädiert, „Schmerzen aktiv anzugehen“. Denn: Menschen können mit dem Kopf die Schmerzwahrnehmung beeinflussen.
Lebensqualität trotz Schmerz
„Wir können Ihnen den Schmerz nicht nehmen: Aber wir zeigen Ihnen Wege auf, wie Sie trotzdem wieder mehr Lebensqualität erhalten“, so Richarda Rademacher. Stationär bleiben die Patienten meist eine Woche, werden medikamentös eingestellt und erlernen Techniken und Übungen, die sie leicht in ihren Alltag integrieren können. Wie, das führt die Physiotherapeutin Monika Lindenberg den Zuhörern auf einfache Weise vor: Ihre An- und Entspannungsübungen können ohne großen Aufwand im Sitzen durchgeführt werden.
Kopfschmerz, seine möglichen Ursachen und die richtige Therapie sind die Themen von Hager Nagli. Der Facharzt für spezielle Schmerztherapie weist darauf hin, dass Medikamente gegen Kopfschmerzen nicht öfter als zehn Tage im Monat genommen werden sollten. Denn auch Schmerzmedikamente können Auslöser für den Kopfschmerz sein. „Da hilft nur eines: harter Entzug.“ Gelindert wird der durch Nervenblockaden und eine begleitende Psycho- und Verhaltenstherapie.