Die Kommunalwahl vom Mai dieses Jahres ist noch immer in schlechter Erinnerung. Nicht einmal jeder zweite Essener fand den Weg zur Wahlurne. Eine Wahlbeteiligung von 45,2 Prozent bedeutete ein historisches Tief.
Politikverdrossenheit durch bis zur Unkenntlichkeit nivellierte Parteiprogramme halten da gerne als Erklärungsansatz her. Und auch für das in Essen extreme Süd-Nord-Gefälle dürften Demografen eine passende Antwort parat haben.
Doch manche Probleme sind schlicht hausgemacht: Wenn ein Dilldorfer aus dem tiefsten Süden der Stadt mehr als sechs Kilometer bis zum nächsten Wahllokal zurücklegen muss, trägt dies sicher nicht zur Motivation des Volkssouveräns bei. Gerade für ältere Menschen, die oft kein Auto besitzen, kommt eine solche Distanz einer halben Tagesreise gleich.
Eine sorgfältige Auswahl der Wahlorte ist daher nicht nur wünschenswert, sondern sogar zwingend angezeigt, will man nicht schon bei der Oberbürgermeisterwahl im September 2015 einen neuen Quotenflop erleben.
Ob mit einer höheren Wahlbeteiligung auch eine bessere Politik einhergeht, sei dahingestellt. Die Entscheidung, ob und wo der Wähler sein Kreuzchen macht, liegt letztendlich bei ihm selbst. Das Wahllokal in der Nachbarschaft zu suchen, wäre ein klares Signal für mehr Bürgernähe – und dafür, dass jede Stimme zählt.