Essen. Für die medizinische Betreuung von Asylbewerbern muss die Stadt Essen immer mehr zahlen, in Einzelfällen waren über 100.000 Euro fällig. Die Gründe sind unklar. Der Gemeindebund vermutet kriegsbedingte Traumatisierungen, die aufwendig behandelt werden müssen.
Die Stadt Essen registriert eine enorme Zunahme bei den Arztkosten für Asylbewerber. Während im Jahr 2012 in der Gruppe der Flüchtlinge, die sich seit Monaten oder wenigen Jahren in Essen aufhalten, im Schnitt Kosten von 117 Euro pro Jahr und Person anfielen, stieg der medizinische Aufwand 2013 auf 133 Euro, um 2014 - schon jetzt - auf 192 Euro hochzuschnellen. In absoluten Zahlen hat die Stadt bis zum 30. September 2014 bereits 2,4 Millionen Euro für Gesundheitskosten bezahlt, während es im ganzen Jahr 2013 nur 1,6 Millionen Euro waren.
Die Gründe für diese massive Steigerung, die auch in anderen Städten so oder ähnlich beobachtet wird, scheinen jedenfalls in Essen nicht ganz klar zu sein. Hartmut Peltz, enger Mitarbeiter von Sozialdezernent Peter Renzel, verweist auf einzelne Fälle, die extrem hohe Kosten verursachten. So habe es in Essen drei Fälle gegeben, bei denen für stationäre Behandlung in Krankenhäusern jeweils 100.000 Euro angefallen sind, bei zwölf weiteren hätte die Stadt Kosten im niedrigen bis hohen fünfstelligen Bereich tragen müssen.
Städtetag fordert mehr Geld vom Land
Asylbewerber können laut Peltz erst nach 48 Monaten im Land die normale Gesundheitsversorgung beanspruchen, wie sie jeder Kassenpatient genießt. Hier sei die Entwicklung unauffällig, eher sogar leicht rückläufig. Bei Flüchtlingen, die erst kurz da sind, müsse die Stadt dann helfen, wenn es um akute Probleme oder lebensbedrohliche Notfälle gehe. Genau in diesem Bereich gibt es die sprunghaften Zunahmen, die sich auch kostensteigernd auf die Gesamtkosten auswirken. 2014 wird Essen voraussichtlich 23,5 Millionen Euro für Asylbewerber aufwenden.
Der Städte- und Gemeindebund NRW vermutet, dass inzwischen mehr Flüchtlinge kommen, die durch Kriegsgeschehen traumatisiert sind und besonders kostenaufwendig betreut und behandelt werden müssten. In Essen, so Peltz, lässt sich dies anhand der Art der Erkrankungen so nicht begründen.
Flüchtlingsheime in Essen
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Der Vorsitzende des Städtetages NRW, Oberbürgermeister Peter Jung aus Wuppertal, nimmt jedenfalls auch die steigenden Gesundheitskosten zum Anlass, vom Land mehr finanzielle Hilfe einzufordern. „Die Erstattungen des Landes bleiben weit hinter den tatsächlichen Kosten der Kommunen zurück“, so Jung. Das Land müsse die Ausgaben der Städte für die Unterbringung und Versorgung, für die soziale und psychosoziale Betreuung, für den Schulbesuch der Kinder, die Jugendhilfeausgaben und eben auch die Ausgaben für die gesundheitliche Versorgung tragen. Jung: „Außerdem müssen die aktuellen Flüchtlingszahlen Grundlage für die Berechnung sein und nicht völlig veraltete.“
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