Essen. . Das Opfer eines mutmaßlichen Sexualstraftäters (59) aus Essen-Frohnhausen war zur Tatzeit minderjährig und ist geistig eingeschränkt. Vor Gericht sagte der 24-Jährige jetzt als Zeuge aus: „Ich wollte ihm immer alles recht machen.“

„Mir wird das im Moment zu viel“, der 24-jährige Zeuge atmet schwer und schweigt. Erst nach langem Zureden von Richterin Luise Nünning fährt er fort: „Dann sind wir zu dritt im Bett, ich wollte das nicht.“ Zu dritt, das waren, so schildert es der geistig eingeschränkte junge Mann, er selber, der Angeklagte (59) und dessen Ehefrau. Fünfzehn war er damals. Erst vor wenigen Monaten ging er zur Polizei und erstattete Anzeige. Mit der Folge, dass sich der 59-jährige Frohnhauser seit Mittwoch vor der V. Strafkammer des Landgerichtes wegen sexuellen Missbrauchs eines Jugendlichen verantworten muss.

Es könnte so gewesen sein. Der 24-Jährige schildert zusammenhängend und folgerichtig sein Leben. Wie weit es der Realität entspricht? Eine Erzieherin seiner Wohngruppe erklärt später, er sei sehr beeinflussbar, und dass er schon mal gerne was dazu dichtet, es später aber meist zurücknimmt. Nur in einem Fall habe er das nicht getan, als es um seine Anzeige bei der Polizei ging. „An dieser Geschichte hat er festgehalten“, so die 58-Jährige.

Kläger berichtet von weiteren Übergriffen

Der junge Mann hatte in der Pizzeria des Angeklagten ausgeholfen und sich mit ihm angefreundet. „Er war wie ein Vater für mich“, berichtet er. „Ich wollte ihm immer alles recht machen.“ Eines Tages sei man wieder zum Kaffee zur getrennt lebenden Ehefrau des Angeklagten gegangen. „Da hat er seine Frau befummelt und ich sollte das auch machen“, erzählt der Zeuge. Als man schließlich im Bett landete, habe er das gar nicht gewollt. Es sei zum Geschlechtsverkehr mit der Frau gekommen. Sein erstes Mal. Ob er den anderen Beteiligten wirklich deutlich machte, dass es gegen seinen Willen geschah, wird nicht ganz klar.

„Ich hatte Angst danach vor ihm“, sagt der Zeuge über den Angeklagten. Dennoch riss der Kontakt nicht ab. Der junge Mann berichtet von weiteren sexuellen Übergriffen, allerdings nicht mehr zu dritt. Seit einiger Zeit hat der 24-Jährige eine Verlobte, der er davon erzählte. „Das kenne ich nicht, dass man das zu dritt macht,“ sagt die 22-Jährige vor Gericht. „Das ist pervers.“ Sie riet dem 24-Jährigen, zur Polizei zu gehen. Was er auch befolgte. Danach soll er von dem 59-jährigen am Telefon bedroht worden sein. Er soll verlangt haben, die Anzeige zurückzuziehen. Im Prozess schweigt der Angeklagte. Immer wieder schüttelt er den Kopf und lacht lautlos – der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.