Essen. . Die Bundesregierung plant die Wiedereinführung von Zwangsuntersuchungen für Prostituierte. Die Gesetzesinitiative ruft die Caritas im Bistum Essen auf den Plan. Sie befürchtet, dass durch das Gesetz die Arbeit der Streetworker erschwert werde. 850 Sexarbeiter wären in Essen betroffen.
Eine Berliner Gesetzesinitiative bereitet der Caritas im Bistum Essen Sorgen. Die Bundesregierung will das Prostitutionsgesetz überarbeiten und plant die Wiedereinführung von Zwangsuntersuchungen. Davon wären in Essen geschätzte 850 Prostituierte – 600 Frauen, 150 Männer - betroffen. „Die Arbeit von Streetworkerinnen wird durch erzwungene Untersuchungen erschwert. Gerade der Zugang zu Opfern von Menschenhandel oder Zwangsprostituierten basiert auf Vertrauen, nicht auf Zwang. Ordnungspolitisches Aufrüsten bringt nur Vertrauensverlust“, kritisiert Andreas Meiwes, Caritasdirektor im Bistum Essen.
Zwangsuntersuchungen gab es schon. Diese wurden allerdings 2001 mit der Einführung des sogenannten Infektionsschutzgesetzes abgeschafft. Das Prostitutionsgesetz aus dem Folgejahr gibt Prostituierten zudem die Möglichkeit, ein Gewerbe anzumelden und sich sozial zu versichern. Das wird in Essen auch rege genutzt.
In Essen bietet Gynäkologin des Gesundheitsamts Beratung
Hildegard Pleuse, Referentin für Sucht und Aids bei der Caritas, sieht die Initiative kritisch. „Statt Repressalien helfen Angebote, die ohne Formalitäten und Bedingungen zugänglich sind. Diese sollten anonym und auf freiwilliger Basis beruhen“, sagte Pleuse auf Anfrage der WAZ.
In Essen gibt es bewährte Kooperationen zwischen Gesundheitsamt und Streetworkern. Eine Gynäkologin des Gesundheitsamts bietet Beratungen an. Es gibt die Fach- und Beratungsstelle Nachtfalter“ der Caritas Essen. Und auf dem Straßenstrich an der Gladbecker Straße steht ein Beratungscontainer, der von mehreren Institutionen getragen wird.
Caritas-Referentin Hildegard Pleuse warnt auch vor den Folgen für die Freier: „Die Männer verlassen sich auf die Tests und setzen nicht mehr auf eigene Schutzmaßnahmen. Dabei sind auch sie in der Verantwortung und haben eine Verpflichtung.“ Die Zwangsuntersuchungen sind im Monatsrhythmus denkbar und wären kosten- und personalintensiv.