Essen. .

Es scheint ein Zwang zu sein. Kaum sieht der 22 Jahre alte Rüttenscheider eine Polizeiuniform, reagiert er allergisch und neigt zu Beleidigung und Widerstand. Zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren musste er sich am Donnerstag für diese Delikte vor dem Amtsgericht Essen verantworten.

Angesichts seiner Vorstrafen kam der Fliesenleger ganz günstig weg. Amtsrichter Rolf Märten verurteilte ihn zu fünf Monaten Haft, die er zur Bewährung aussetzte. Außerdem muss der Verurteilte 600 Euro Geldbuße zahlen.

Als der 22-Jährige am 19. Juni um 2.35 Uhr mit 1,2 Promille Alkohol im Blut an der Freiheit vor dem Hauptbahnhof stand, pöbelte er Autofahrer an, die vor der roten Ampel standen. Kurz darauf sah er einen Polizeiwagen und wechselte sein verbales Beleidigungsprogramm. „ACAB“, schrie er und ließ auch die Langform folgen: „All cops are bastards“, ins Deutsche übersetzt: „Alle Polizisten sind Bastarde“. Die Beamten stoppten und wollten seinen Ausweis. Er reagierte mit passivem Widerstand, wurde gefesselt und zur Wache gebracht. Da reagierte er dann verantwortungsbewusst: „Ok, das war beleidigend. Ich bin aber im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte.“

Nicht gewalttätig

Gewalttätig sei der Angeklagte nicht geworden, betonte der 26 Jahre Polizist, der ihn angezeigt hatte. Rechtsanwalt Christian Lingenbergs Einwand, das Ganze sei ja wohl nur eine Lappalie und eine Überreaktion der Polizei, konterte der Beamte gelassen: „Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn er den Ausweis zeigt. Das hätte mir vier Stunden Arbeit mit Papierkram erspart.“ Richter Märten: „Absolut nachvollziehbar.“

Der Angeklagte zeigte sich zum Schluss reumütig: „Ich habe eingesehen, dass ich unter Alkohol ein komisches Verhalten an den Tag lege. Daran will ich was ändern.“ Sein Problem: Er stand laut Strafregister noch unter Bewährung, weil er 2012 wegen Widerstandes und Beleidigung acht Monate Haft bekommen hatte.

Polizisten gedroht

Und erst vor vier Wochen, das stand nicht im Register, hatte Amtsrichterin Eva Proske ihn zu sechs Monaten Haft mit Bewährung verurteilt. Gemeinsam mit seiner Schwester und einem Freund hatte er in einer Wohnung nachts so laut gefeiert, dass die Polizei schellte. Das Trio ließ die Türe zu, schrie Beleidigungen („Scheiß Bullen, ACAB“) und Drohungen: „Wenn ihr reinkommt, schlagen wir euch den Schädel ein!“

Die Polizei kam rein, schickte aber ihre Diensthunde vor – ohne Maulkorb. Der eine Hund brach den Widerstand mit einem Biss in den Arm des Fliesenlegers, der andere sorgte für eine Narbe im Bein der Schwester. Aber auch das hielt ihn neun Monate später nicht davon ab, erneut „ACAB“ zu schreien.