Essen. . Der Bremsbeläge-Hersteller TMD Friction zieht mit seiner Produktion und 570 Mitarbeitern von Leverkusen komplett an den Essener Stadthafen. Die Entscheidung des Leverkusener Automobilizulieferers macht in Essen nun Hoffnung auf weitere Ansiedlungen.

In dieser Dimension gab es dies schon lange nicht mehr am gebeutelten Industriestandort Essen. Der Bremsbelägehersteller TMD Friction zieht komplett mit seiner Leverkusener Produktion nach Essen und bringt 570 Arbeitsplätze vom Rhein an die Ruhr. Damit werden spätestens Ende 2017 über 1000 Beschäftigte am Essener Standort des Automobilizulieferers arbeiten, der dann zu den größten produzierenden Betrieben in dieser Stadt zählen wird. Die TMD-Friction-Gruppe bezeichnet sich als weltweit führenden Hersteller von Bremsbelägen für Kraftfahrzeuge. 2008 geriet das Unternehmen in eine Krise, wurde jedoch von einem Finanzinvestor aus der Insolvenz gerettet und 2011 vom japanischen Konzern Nisshinbo übernommen.

Um künftig wettbewerbsfähiger zu sein, entschied sich am Dienstag der Mutterkonzern, die Produktion an einem der beiden Standorte zu konzentrieren. Und da Essen das hat, was es in Leverkusen nicht mehr gibt – nämlich genügend Erweiterungsflächen – fiel die Entscheidung zugunsten Essens aus.

Wirtschaftsförderer sieht sich in seinem Kurs bestätigt

Ausgerechnet mag man sagen, wo doch in Essen ständig über die Knappheit an Gewerbeflächen geklagt wird. Für Essens Wirtschaftsförderer Dietmar Düdden ist das kein Widerspruch, eher Beweis seiner Anstrengungen: „An diesem Beispiel zeigt sich wieder einmal, wie wichtig es für den Wirtschaftsstandort Essen ist, dass geeignete Industrieflächen vorgehalten werden.“ Genauso sieht dies der Essener Unternehmensverband (EUV). „Der Beschluss der TMD Friction zeigt, dass Essen an Standortattraktivität gewinnt, sobald attraktive freie Flächen zur Verfügung stehen“, so EUV-Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders.

Er hofft nun auf ein Signal auch für andere Unternehmen, sich in Essen anzusiedeln beziehungsweise ihren Standort auszubauen. Immerhin investiert TMD Friction 53 Millionen Euro in sein Werk in Essen und damit soviel wie noch nie in der Unternehmensgeschichte. Unter anderem baut das Unternehmen eine neue Mischerei und erweitert seine Produktionshalle. Baustart für die Mischerei soll im Herbst 2015 sein, die ersten Mitarbeiter werden mit den ersten Maschinen Mitte 2016 nach Essen umziehen. Der Prozess soll bis Ende 2017 abgeschlossen sein.

Gewerkschaft reagiert verhalten

Die Gewerkschaft IG BCE reagierte am Mittwoch verhalten auf die Umzugspläne des Unternehmens. „Sie bedeuten für viele Mitarbeiter Veränderung, nicht nur für die Leverkusener, wenn auch für sie in besonderem Maße“, sagte Bezirksleiter Bodo Wilms, der das Essener Werk betreut. In welchem Umfang die Essener von der Umstrukturierung betroffen sein könnten, würden erst die kommenden Gespräche mit der Geschäftsleitung zeigen müssen. „Wir sind von der Entscheidung genauso überrascht worden“, sagte Wilms. Jubelschreie habe die Ankündigung in der Essener Belegschaft jedenfalls nicht ausgelöst.