Der Essener Günther O. (47), der seine in Gelsenkirchen lebende Stieftochter Madeleine W. (23) ermordet und in seinem Schrebergarten vergraben haben soll, hörte im Mordprozess vor dem Essener Schwurgericht auch mal Gutes über sich - von Freunden und Bekannten der Familie.
Bislang lief es für Günther O. im Mordprozess schlecht. Erst musste er eine Stunde lang die Stimme Madeleine W.s hören, dann widerlegte auch noch die Rechtsmedizinerin seine Version vom Unfalltod. Eindeutig: Madeleine war tot, als sie begraben wurde.
„Nett und hilfsbereit“ sei die Familie gewesen, als sie 2009 von Sachsen nach Essen-Borbeck gezogen war, beschreiben nun Bekannte. Im Hinterhof der Mehrfamilienhäuser an der Stolbergstraße traf man sich zum Grillen, schaute gemeinsam die Fußball-WM.
Seit seiner Verhaftung gilt er als eine Art Monster, der alles zuzutrauen ist. Aber die Menschen, die mit ihm verkehrten, stehen jetzt vor dem Problem, die damals gute Bekanntschaft dem Gericht zu erklären. Haben sie nicht gemerkt, was hinter der Fassade zwischen Madeleine und ihrem Stiefvater ablief? Dass die Ehefrau geschlagen wurde?
Nein, von diesem Ausmaß wussten sie nichts, sagen sie. Als „dominant“ schildern sie Günther O., auch als „rustikal“. Viel getrunken hätte er bei den regelmäßigen Grillfesten im Hof: „Der konnte schon was verkraften.“ Aber zu Beginn der Bekanntschaft war er eben auch ein netter Kerl.
Madeleine? Die sei immer auf dem Zimmer gewesen, als verschlossen beschreibt sie eine Nachbarin. Eine andere sagt, dass Madeleine W. „ihren Stiefvater hasste“. Dass sie sich mehr als eineinhalb Jahre mit der gemeinsamen Tochter vor Günther O. versteckte, scheint bei den Treffen kein großes Thema gewesen zu sein.
Immerhin wussten die meisten der Zeuginnen, dass die kleine Tochter das Kind von Opa Günther war und er Madeleine W. suchte – bewaffnet mit einem Elektroschocker. Einer Nachbarin musste im Ermittlungsverfahren von der Polizei sanft nachgeholfen werden: Im Fernsehen habe sie doch gesagt, Günther O. wolle die Kleine holen und Madeleine werde ihre Strafe bekommen.