Essen. Die NRZ-Redaktion hat nachgefragt. Wer weiß noch, was eine stabile Seitenlage ist und wer musste schon mal wirklich helfen? Wir haben viele unterschiedliche Antworten erhalten: Bei einigen Passanten lag der letzte Kurs über 30 Jahre zurück, bei anderen waren es gerade mal 14 Tage.

„Ich bin Internistin. Natürlich wüsste ich, was zu tun ist“, sagt Dr. Claudia Wendt, die wir zufällig vor ihrer Praxis getroffen haben. Mussten Sie denn auch schon mal außerhalb des Sprechzimmers Erste-Hilfe leisten? „Ja, am Baldeneysee. Ein Inline-Fahrer war mit einem Radfahrer zusammengestoßen. Wenn man den Leuten in so einem Moment sagt, dass man Arzt ist oder sich auch einfach nur um sie kümmert, dann geht der Puls meistens ganz schnell runter.“

Bei Dagmar Becker liegt der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon gute 30 Jahre zurück. „Den hab ich beim Führerschein gemacht“, berichtet die 70-Jährige. „Und in den 30 Jahren gab es auch keinen Vorfall, bei dem ich eingreifen musste. Wenn jetzt ein Unfall passieren würde, wüsste ich wahrscheinlich nicht so richtig Bescheid, aber ich würde andere Leute rufen.“

Ähnlich sieht es auch bei Evelyn Scheffler aus. Ihr erster und bislang einziger Erste-Hilfe-Kurs liegt ganze 39 Jahre zurück. Bisher musste sie niemanden „retten“ – zum Glück, wie sie selbst sagt. In einer Notsituation hätte die 65-Jährige wohl einfach zu viel Angst, etwas Falsches zu machen und würde daher lieber direkt den Notruf wählen. Am Ende des Gesprächs sagt die NRZ-Leserin aber, dass sie nun plane einen Auffrischungskurs zu besuchen.

„Hauptsache, man tut etwas“

Timo Narten hat darüber auch schon nachgedacht, wie er uns verrät. „Man nimmt es sich vor, aber dann vergisst man es leider immer wieder“, berichtet der 23-Jährige. Vor sechs Jahren hat Narten sowohl den Auto, als auch den Motorradführerschein gemacht. Die Erste-Hilfe-Kurs ging daher gleich über zwei Tage, dementsprechend fest sitzt der Stoff. „Eine stabile Seitenlage würde ich schon noch hinbekommen.“

Werner Arens hat sich vor 15 Jahren das letzte Mal zeigen lassen, wie eine Herz-Lungen-Massage funktioniert. Den Auffrischungskurs hatte ihm sein Arbeitgeber verordnet. Bei Marco Witz ist die letzte Schulung erst zwei Wochen her – auch in diesem Fall, weil es der Betrieb so verlangt. Zweimal acht Stunden dauert der Kurs, den Witz jedes Jahr besuchen muss. „Im Grunde kann man nicht viel verkehrt machen“, so der 52-Jährige mit Blick auf den Defibrillator. „Hauptsache, man tut etwas.“

Da würde ihm Sandra Eckhorn wahrscheinlich zustimmen. Die 36-Jährige sagt, sie würde in jedem Fall helfen, auch wenn ihr Führerschein und damit auch ihr Erste-Hilfe-Kurs genau 18 Jahre zurück liegen. „Als Erstes würde ich mir die Person anschauen, die Zunge überprüfen und ihn oder sie natürlich ansprechen.“ Gleich danach, so die junge Mutter, würde sie den Notruf informieren.

Und auch Johannes Rosche ist der Meinung, dass es in der Praxis nicht darauf ankommt, alle Techniken perfekt zu beherrschen. „Ich könnte jetzt nicht sagen, wie der Rhythmus bei der Herz-Lungen-Massage sein muss, aber wichtig ist doch, dass der Verletzte wieder atmet.“ Bei dem 32-Jährigen liegt der letzte Erste-Hilfe Kurs bereits 14 Jahre zurück. In diesem Fall ganz klassisch. Während der Führerscheinausbildung.