Detailreich in die Geschichte jüdischer Kultur eintauchen – das können Besucher der Alten Synagoge ab sofort mit neuen Audioguides. Bewusst wurde dabei für die Führung durch das ehemalige jüdische Gotteshaus keine Route festgelegt. Die Gäste können sich jedem Exponat individuell nähern und die Informationen abrufen. Dazu gibt es hörspielähnliche Szenen, die die Lebenswelt der Juden näher bringen oder einzelne Schicksale beleuchten. So berichten neun ehemalige Essener Juden von ihrem Leben. Außerdem lesen Schauspieler Texte bekannter jüdischer Autoren wie Franz Kafka, Hendryk M. Broder und Marcel Reich-Ranicki.
„Ein Audioguide muss informieren, aber darf nicht zu sehr von dem Ausstellungsstück selber ablenken. Die Mischung dazwischen haben wir, denke ich, gefunden und umgesetzt“, sagt Heiko Walter vom LVR-Medienzentrum, das für die technische Umsetzung der Audioguides zuständig war.
Neue Lautsprecheranlage
Durch die technische Aufwertung der Dauerausstellung möchte Uri Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge, besonders junge Besucher ansprechen. „Junge Leute sind noch nicht so emotional versteift. Bei ihnen ist es leichter, ein Bewusstsein und Akzeptanz für die jüdische Kultur zu generieren.“ Dies sei umso wichtiger, seit Antisemiten, angeheizt vom aktuellen Gazakonflikt, Israel und die Juden an den Pranger stellen. „Die Alte Synagoge repräsentiert nicht die israelische Regierung“, stellt Kaufmann klar.
Und so liegt auch der Fokus der Ausstellung weniger auf der aktuellen politischen Lage; die Alte Synagoge informiert über jüdische Traditionen, jüdische Feste, den jüdischen „Way of Life“, die Geschichte des Hauses und der Jüdischen Gemeinde Essen.
Die Audioguides führen zweisprachig, auf Englisch und Deutsch, durch die Alte Synagoge. Essen sei eben eine internationale Stadt und so sollen auch Touristen aus aller Welt die Möglichkeit haben, das ehemalige Gotteshaus am Steeler Tor zu besuchen, erläutert Kulturdezernent Andreas Bomheuer.