Kray. .
„Es geht hier doch um unsere Gesundheit. Wie kann es sein, dass der Betrieb nicht stillgelegt wird?“, fragte eine aufgebrachte Besucherin in der Bürgerversammlung im Rathaus. Die Dame ist neu im Thema – hätte sie schon in den Großkampfzeiten der Bürgerinitiative in den 1990er und frühen 2000er Jahren in Kray gewohnt, wüsste sie es besser: „Eine Genehmigung einzuziehen, das geht nicht so ohne weiteres“, antwortete Britta Weinhuber-Cordes von der Bezirksregierung Düsseldorf, wie auch ihre Vorgänger im vergangenen Jahrzehnt und dem davor. „Wir leben in einem Rechtsstaat, das Unternehmen genießt Bestandsschutz“, erklärte Dezernentin Simone Raskob.
Was für die Besucherin so schwer zu glauben ist, erklärt sich aus der Historie. Denn was Firmengründer und Schrotthändler Richter schon im Jahr 1962 mitten im Wohngebiet aus der Taufe hob, genießt zwar Bestandsschutz, aber hat sich längst in etwas ganz anderes verwandelt: Die Firma Richter ist heute die Tochter eines international aktiven Recyclingkonzerns, der niederländischen van Hout Gruppe. Die Ausweitungen der Aktivitäten ließ man sich Schritt für Schritt genehmigen. Völlig legal.
Der zweite Hemmschuh für die Gegner des Betriebs: Das oftmals industriefreundliche Umweltrecht sieht keine Grenzwerte für PCB vor, die genauen Gesundheitsrisiken sind noch gar nicht bekannt. Dietrich Keil, langjähriger Initiativensprecher und Anwohner kündigte an, die schlummernde Gruppe wieder zum Leben zu erwecken: „Die Belastungen sind zwar viel geringer geworden als früher – trotzdem sollten wir protestieren.“