Düsseldorf. . Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Schäden, die der Pfingststurm Ela in Essen angerichtet hat, beseitigt worden sind. Nun zieht Feuerwehr-Dezernent Christian Kromberg erste Konsequenzen: Er möchte in Essen das Sirenen-System installieren und junge Migranten als Katastrophenschützer gewinnen.

Es wird Jahre dauern, bis alle durch Orkantief Ela angerichteten Schäden beseitigt sind, aber schon jetzt bereitet sich die Stadt Essen auf die nächste Katastrophe vor. Grün-und-Gruga-Betriebsleiter Bernd Schmidt-Knop befürchtet aufgrund des Klimawandels weitere verheerende Unwetter-Ereignisse. Da klingeln beim Feuerwehrdezernenten Christian Kromberg die Alarmglocken, der gegen die Naturgewalten aufrüsten will.

Er zieht gleich mehrere Konsequenzen aus Ela: Die Bevölkerung muss früher gewarnt werden. Der Krisenstab, der sich insgesamt „sehr bewährt“ habe, muss noch mehr für solche Ex-tremlagen trainiert werden. Und: Ohne den Einsatz der freiwilligen Helfer ist eine Katastrophen-Lage kaum in kurzer Zeit in den Griff zu bekommen. Hier will Kromberg vor allem junge Migranten ins Boot holen. Die seien in den Hilfsorganisationen „völlig unterrepräsentiert.“

"Eigenhilfe" der Bürger ist wichtig

Punkt eins: die „Bürgerinformation“ - für Kromberg eine Herzenssache. Er will - wie berichtet - ein flächendeckendes Sirenensystem installieren und im nächsten Jahr damit beginnen. „Solche Sirenen hätte ich beim Orkan Ela eingeschaltet“, betont der Beigeordnete. Dann wären gleichzeitig Warnmeldungen über das Internet, die sozialen Medien Facebook und Twitter sowie im Radio erfolgt. „Wir hätten sofort die Bevölkerung aufrufen können, in ihren Wohnungen zu bleiben, bis die Gefahr vorbei ist“, sagt Kromberg.“ Genau das soll ab nächstem Jahr sukzessive möglich werden. Auch wichtig: die „Eigenhilfe“ der Bürger. „Wir müssen die Bevölkerung auf solche Fälle vorbereiten, ohne Panik zu machen“, so Kromberg. „Die einzelnen Bürger können einen Eigenanteil am Krisenmanagement leisten.“ Etwa durch Vorkehrungen und Nachbarschaftshilfe. Dazu will die Stadt in Zukunft Tipps und Infos geben.

Punkt zwei: der Krisenstab, die ämterübergreifende Eingreiftruppe. Erst im letzten Jahr wurde geübt. Das Szenario war ein Blackout in Essen. Kromberg: „Da haben wir vieles richtig gemacht, aber wir haben auch Fehler gemacht.“ Wenige Monate später war „Ela“ der Ernstfall. Da gelten „andere Spielregeln“ als im normalen Verwaltungsbetrieb, unterstreicht Kromberg. Die Marschrichtung stimmte: Die Gefahrenabwehr stand an erster Stelle, dann wurden die weiteren Prioritäten festgelegt und systematisch abgearbeitet.

Katastrophen-Software

Klingt logisch, doch die Herausforderung ist enorm. Die Kunst bestehe darin, die „optimale Balance“ zwischen standardisierten Verfahrensweisen und Flexibilität und Improvisation zu finden. Eine intensive Schulung des Krisenstabes ist deshalb für den Beigeordneten Kromberg das A und O. Derzeit wird das Team von Experten unterrichtet, wie man extreme Stress-Situationen durchsteht. Der Beigeordnete prüft gerade, ob auch spezielle Katastrophen-Computerprogramme hilfreich sind.

Punkt drei: die ehrenamtlichen Helfer und Retter. Das Krisenmanagement kann noch so gut sein, ohne die vielen Freiwilligen und die Unterstützung von außen wäre die Unwetter-Katastrophe vom 9. Juni kaum zu bewältigen gewesen. Die Berufsfeuerwehr, die allein 4100 Einsätze zählte, hätte das alleine nicht geschafft. Sie war in den ersten Tagen auf die rund 200 Retter der Freiwilligen Feuerwehren und 240 Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerkes dringend angewiesen.

Migranten-Verbände

Christian Kromberg fordert, das Freiwilligen-Reservoir für den effektiven Bevölkerungsschutz (es macht in Essen rund 85 Prozent aus) zu erhalten, wenn möglich gar auszubauen. Doch es fehlt an Nachwuchs. Der Dezernent will gerade bei jungen Leuten, vor allem bei den Migranten, für den Einsatz in der Freiwilligen Feuerwehr oder in einer Hilfsorganisation werben. Nur wie? Und warum ist bisher das Interesse so gering? Der Dezernent sucht Antworten. „Ich werde auf die Migrantenverbände zugehen“, kündigt er an.

Aufräumarbeiten nach dem Orkan

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