Essen. Diese Meldung hatte den Essener Amateurfußball schockiert: Ein Spieler der DJK Jugendsport Altenessen soll einen Gegenspieler der Sportfreunde Altenessen in einem Kreisliga-Spiel mit einem Kopfstoß zu Boden gebracht und ihm gegen den Kopf getreten haben. Der Beschuldigte bestreitet den Tritt.

Dieser Fall hat die Essener Fußballszene schockiert: In der letzten Minute der regulären Spielzeit streckte vor rund einer Woche im Kreisliga-C-Spiel zwischen DJK Juspo Altenessen II und Sportfreunde 1918 Altenessen III ein Spieler seinen Gegner mit einem Kopfstoß zu Boden und trat ihm danach vor den Kopf.

Für den 21-jährigen Täter wird dies wohl auch die letzte Minute seiner Fußballerlaufbahn sein, obwohl er den Tritt bestreitet. Die Spruchkammer des Fußballkreises 13 sperrte ihn lebenslang. Wahrscheinlich wandert der Fall in letzter Instanz vor die Bezirksspruchkammer Duisburg.

Karl Schüller, Vorsitzender der Spruchkammer im Fußballkreis Essen Nord/West 13. (Foto: Knut Vahlensieck/ WAZ FotoPool)
Karl Schüller, Vorsitzender der Spruchkammer im Fußballkreis Essen Nord/West 13. (Foto: Knut Vahlensieck/ WAZ FotoPool) © Knut Vahlensieck / WAZ FotoPool | Unbekannt

„Für uns haben zwei Tätlichkeiten vorgelegen“, begründete Karl Schüller, der Vorsitzende des Sportgerichts, das harte Urteil: „Ein Kopfstoß und darauf folgend ein Tritt gegen den Kopf.“ War noch in den vergangenen Tagen von mehreren Tritten ausgegangen worden, so brachten bei der Verhandlung verschiedene Zeugen den  Hergang ans Licht.

„Erst erfolgte der Kopfstoß, dann trat der Beschuldigte seinem Gegenspieler mit der flachen Sohle vor den Kopf“, präszisierte Schiedsrichter Sebastian Orlowski. Er schränkte jedoch auch ein: „Der Tritt war nicht volle Pulle.“

„Fußball ist Kontaktsport und kein Ballett"

Dem 21-jährigen Juspo-Spieler half dies nicht weiter. Er hatte in seiner Aussage den Kopfstoß eher in die „Rempelei-unter-Fußballern“-Ecke gerückt, an einen Tritt wollte er sich nicht erinnern. „Wenn ich jemanden getroffen habe, entschuldige ich mich“, sagte er.

Wie ein Schuldeingeständnis klang das für die Kammer nicht wirklich. Zusätzlich hinterließ er, vor der Urteilsverkündung zum Kommentar aufgefordert, einen bleibenden Eindruck: „Fußball ist Kontaktsport und kein Ballett."

Dabei war der Sachverhalt eigentlich schon vorher ziemlich klar. Vier Zeugen des Opfervereins Sportfreunde 1918 stand ein einziger von Juspo gegenüber, der darüber hinaus auch nichts wirklich gesehen hatte – auch Falschaussagen bestraft die Kammer hart.

Kammervorsitzendem ist vergleichbarer Fall in zehn Jahren ein Mal untergekommen

Doch wo alles aussieht wie eine einfache Schwarz-Weiß-Geschichte, mischten sich im Umfeld der Verhandlung auch Grautöne in die Vorgänge. Juspo-Trainer Niat Gümüs berichtete, dass er beim Stand von 1:0 (!) für seine Mannschaft aus eigenem Antrieb Torwart und Libero aus dem Spiel nahm, weil die sich hätten provozieren lassen – dabei hatte Gümüs nur einen Ersatzmann auf der Bank.

Und auch das Kopfstoß-Opfer, das bestätigte der Schiedsrichter, hätte für sein Foul unmittelbar vor dem Angriff des 21-Jährigen mit Gelb-Rot vom Platz gemusst.

In der Verhandlung ging es jedoch nur um die 90. Minute. Der Kammervorsitzende Schüller: „Ein vergleichbarer Fall ist mir in zehn Jahren nur ein Mal untergekommen.“ Der Verein DJK Juspo Altenessen nahm das Urteil nicht an und hat nun zehn Tage Zeit, Widerspruch in der letzten Instanz, der Bezirksspruchkammer in Duisburg, einzulegen.