Essen. Großeinsatz für die Essener Polizei am Sonntagnachmittag: Eine große Gruppe von Hooligans aus dem ganzen Land hatte sich am Essener Hauptbahnhof getroffen, um gegen Salafisten zu demonstrieren. Die Polizei drängte die Gruppe in eine Seitenstraße und löste die Versammlung auf.
Wenn ihre Klubs in den Arenen der Bundesliga aufeinandertreffen, sind sie erbitterte Feinde. Doch wenn es gegen Salafisten geht, stehen sie Seite an Seite. „Hooligans gegen Salafisten“ nennt sich eine aggressive Gruppierung, die am Sonntagabend einen spektakulären Großeinsatz der Polizei in der Essener Innenstadt auslöste.
Zeugen berichteten, dass drei Dutzend dieser Hooligans vom Limbecker Platz aus durch die Innenstadt zogen. „Wir haben uns über Facebook und andere Kanäle verabredet“, sagte Sarah Genschur, die aus Warendorf nach Essen gekommen war. Andere hatten sich von Herne, Duisburg, Gelsenkirchen und Dortmund auf den Weg in die Essener City gemacht.
Polizei hatte einen Hinweis bekommen
„Wir hatten Hinweise bekommen und waren gut vorbereitet“, berichtet der zuständige Dienstgruppenleiter. Neben Einsatzkräften der eigenen Behörde, die kurzfristig aus Altenessen abgezogen wurden, traf massive Verstärkung der Polizei aus Duisburg, Gelsenkirchen und Recklinghausen ein: erfahrene Beamte mit Helmen, Knüppeln, Kabelbindern und Diensthunden ohne Maulkorb.
Die Taktik der Polizei ging voll auf. Am Willy-Brandt-Platz wurden die allesamt in Schwarz gekleideten Hooligans eingekesselt und zu dem kleinen, eingezäunten Parkplatz an der Hachestraße gegenüber der Hauptpost gedrängt. Der Hass gegen Salafisten mündete nun in erbitterten Hass gegen die massiert auftretenden Einsatzkräfte.
Als diese von jedem einzelnen Hooligan die Personalien festgestellen wollten, kam es zu Handgreiflichkeiten. Immer wieder drohte die angespannte Situation gefährlich zu eskalieren.
Hooligans beteuern: "Wir sind keine Nazis"
Die Szene in der abgeriegelten Hachestraße hatte etwas Gespenstisches und Beklemmendes: Hier das starke Polizeiaufgebot mit bellenden Hunden und etlichen Polizeiwagen mit Blaulicht – dort die vermeintlichen Fußballfans, viele tätowiert und mit einer Dose Bier an der Lippe. Auf dem Bürgersteig: immer mehr Schaulustige, darunter etliche auch mit Bierflaschen. Schon seit Monaten sorgen die „Hooligans gegen Salafisten“ für Schlagzeilen.
In den meisten Berichten werden sie in einem Atemzuge genannt mit rechtsextremen und neonazistischen Gruppen. „Wir hatten ein erstes Treffen in Köln“, sagte Andreas aus Herne, einer der Wortführer. Angesprochen auf die Verbindung zu den so genannten „Nazi Hools“ beteuerten sie hingegen: „Wir sind nicht rechtsextrem.“ Jasmin, ebenfalls aus Warendorf, sagte: „Wir sind keine Nazis.“
Gegen 19 Uhr hatte die Polizei den Einsatz beendet.