Essen. . Im Rathaus reifen Pläne, sämtliche Immobilien unter ein einheitliches Dach zu bringen. Das soll eine Menge Geld sparen – und könnte manch lukrativen Aufsichtsposten tilgen.

Wer hat bloß den Schlüssel?

Bei den städtischen Immobilien – und davon gibt es viele in Essen – ist diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten. Denn neben der Immobilienwirtschaft, die unter anderem fürs Rathaus zuständig zeichnet, gibt es eine ganze Reihe städtischer Tochterfirmen, die sich auf diesem Gebiet tummeln. Vom Allbau bis zur GVE, von der Altstadt-Baugesellschaft bis zur RGE. Und überall gibt’s Chefs und Aufsichtsräte und Mitarbeiter, die angelegentlich genau das gleiche machen wie ihre Kollegen von nebenan.

Das könnte man besser organisieren, so lautet die Erkenntnis im Rathaus, sparsamer auf jeden Fall, wenn die Kräfte und auch die Immobilien sinnvoll gebündelt, wenn Doppelstrukturen abgebaut und Abläufe vereinheitlicht werden. Wer weiß, lässt sich die eine oder andere Gesellschaft und mit ihr auch das eine oder andere Gremium einsparen.

Darüber nachzudenken ist eine Sache, den passenden Plan dafür zu schmieden eine andere. Und ein drittes, die Idee auf dem geschicktesten Wege in die politische Debatte einzuspeisen.

Ein achtseitiges Papier aus dem Finanzdezernat des Rathauses überlebte am vergangenen Freitag immerhin zwölf Stunden in der freien politischen Wildbahn des Ratsinformations-Systems, bevor es von der Stadtspitze wieder einkassiert wurde – aus nicht klar ersichtlichem Grunde, denn gar so Ungeheuerliches ward da eigentlich gar nicht zusammengetragen.

Vielmehr skizzierte die Vorlage, wie sich die Immobilien-Aktivitäten von vier städtischen Gesellschaften in einer Immobilien-Holding unter Führung der erfolgreichen Wohnungsgesellschaft Allbau zusammenfassen lassen: Ein schwieriges Konstrukt, weil im Zuge des Umbaus keine Schieflagen entstehen und keine Steuervorteile verloren gehen sollen. In einem ersten Schritt würde die städtische Grundstückstochter GVE 82 Prozent des Allbau und sämtliche Anteile der Reinigungs- und Service-Gesellschaft RGE kaufen, in einem zweiten die neue Struktur so bereinigt werden, dass am Ende weniger „Bauträger“ im Geschäft sind.

Ein munteres Stühlerücken wäre das, bei dem es zu früh für Zahlen scheint: Was der ganze Umbau an Einsparungen bringt, jetzt schon wertmäßig zu schätzen, das sei, so heißt es in dem Papier „momentan nicht zielführend“. Aber dass am Ende weniger Aufwand stehen soll, ist klar. Ein externer Berater soll um Rat gefragt werden.

Am Ende soll auch die Immobilienwirtschaft mit ihren vielen Spezialimmobilien – von der Feuerwehr-Leitstelle bis zur Alten Synagoge, von Schulen und Kitas bis zum Museum Folkwang von der neuen Immobilien-Holding profitieren. Die bis dato so mächtige Holding EVV müsste deutlich Federn lassen. Gleich alle städtischen Immobilien unter das eine Dach zu holen, gilt als nicht erstrebenswert. Die Stadt will sich nicht verzetteln, sonst bleibt die Frage aktuell:

Wer hat bloß den Schlüssel?