Verschiedene Spielorte, Künstler und Stilistiken prägen das Gitarrenfestival Ruhr. Die künstlerischen Leiter Thomas Hanz und Carsten Linck planen dafür über manche Grenzen hinweg.

Es kommt vor, dass aus Studienkollegen irgendwann Sykpe-Freunde werden. Da sitzt man dann in zwei unterschiedlichen Welten, erzählt sich vom anderen Wetter, den neuen Nachbarn - und plant ein Gitarrenfestival im Ruhrgebiet. Seit der Essener Musiker Carsten Linck seine Frau berufsbedingt für sechs Jahre auf die Philippinen begleitet hat, ist das Gitarrenfestval Ruhr auch organisatorisch eine ziemlich globale Angelegenheit geworden.

Derzeit kann man Linck aber wieder da treffen, wo seine musikalischen Wurzeln sind. In Werden machte Echo-Preisträger Peter Fessler gestern den gefeierten Auftakt der Konzert-Reihe. Bis Anfang Oktober gibt es Klassische Gitarrenmusik vom Feinsten, für die neben Linck auch Thomas Hanz als künstlerische Leiter stehen. Hanz hat das Festival Ende der 1990er Jahre ins Leben gerufen, zunächst gemeinsam mit Kunstschacht-Betreiber Thomas Rother. Etwas später ist Carsten Linck dazu gestoßen. Die beiden sehen sich als ideale Ergänzung, in musikalischer wie organisatorischer Hinsicht. Als Zwei-Mann-Konzertveranstalter-Team muss man ohnehin alles beherrschen, Musik wie Marketing. „Im letzten Monat haben wir täglich geskypt“, erzählt Linck.

Die Künstler freilich sind längst verpflichtet. Musiker wie der renommierte Lautenist Andreas Martin, Goran Krivokapic, einer der jungen, aufstrebenden Stars an der Konzertgitarre oder die ausgewählten Meisterstudenten der NRW-Musikhochschule, die als „Elite NRW!“ zu hören sind.

Die stilistische Vielfalt des Instruments zu präsentieren, das steht seit jeher im Mittelpunkt des Festivals, das neben finanzieller Hilfe aus dem Kulturbüro über die Jahre auch viele Stiftungen und private Sponsoren als Unterstützer gewinnen konnte. Vernetzung ist ein Wort, für das man bei diesem Gitarrenfest keine neuen Saiten mehr aufziehen muss. Unterschiedliche Veranstalter vom Werdener Bürgermeisterhaus bis zum Kloster Saarn hat man schließlich schon seit Jahren ins gemeinsame Boot geholt. Auch Kooperationen mit der Philharmonie oder dem Museum Folkwang können sich Linck und Hanz vorstellen. Die beiden planen sogar weiter über Essen hinaus – bis ins östliche Ruhrgebiet.

Das Programm: Alte Musik und junge Elite

Programm-Ideen gibt es genug. Bereiche wie die Alte Musik wären ausbaufähig, aber auch die Neue Musik und eigene Kompositionsaufträge würden die Festival-Macher gerne präsentieren. Dafür will man sich aber noch ein bisschen Zeit lassen, bis 2016, dann kommt Linck von Manila nach Essen zurück. Der Blick auf die gute alte Kulturnation Deutschland, mit ihren Theater, Konzerthäusern und hat sich jetzt schon verändert. „Manchmal muss man erst einmal weggehen, um den Reichtum zu schätzen“, sagt Linck.

Alte Musik erklingt am 20. September, 20 Uhr in der Bleckkirche am Zoom in Gelsenkirchen. Lautenist Andreas Martin spielt Werke von Bach und Johann Jacob Froberger.

Spanische Musik steht am 21. September, 18 Uhr, in der Pfarrkirche St. Peter in Kettwig auf dem Programm. Sängerin Francisca Hahn schlägt mit Gitarrist Carsten Linck den Bogen von der Renaissance bis zur Volksliederbearbeitungen.

Tango Emoción heißt es beim Auftritt von Christian Kiefer (Gitarre) und Christian Gerber (Bandoneon), am 25. September, 20 Uhr, im Werdener Bürgermeisterhaus. Die Elite NRW stellt sich am 26. September, 20 Uhr, im Werdener Haus Fuhr vor.

Heavy Classic beweist am 27. September, 20 Uhr, in der Duisburger Säule, dass Bach so richtig rocken kann.

Von Albeniz bis Piazzolla reicht das Repertoire des australischen Gitarrenpoeten Jacob Cordover am 28. September, 11 Uhr, im Mülheimer Kloster Saarn.

Goran Krovakapic gehört schon zu den Großen der Gitarrenszene. Am 28. September, 20 Uhr, spielt er im „Kreuzer“ in Bergeborbeck.

Tickets: www.adticket.de/Abendkasse