Essen. . Die Kuhn-Orgel in der Philharmonie mit 60 Registern und 4502 silbern blinkenden Zinnpfeifen wird zehn Jahre alt. Renommierte Organisten, darunter auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck gestalten das Jubiläums-Programm. Der Reigen beginnt mit einem Konzert am 27. September.

Als Königin der Instrumente muss man heutzutage manche Qualifikation mitbringen. Man soll gut aussehen, schön klingen und auch noch vielseitig einsetzbar sein. So in etwa muss es vor zehn Jahren in den Ausschreibungen gestanden haben, als die neue Philharmonie in Essen auch eine neue Orgel bekommen hat.

„Wir haben wohl ein bisschen die Quadratur des Kreises gewollt“, lacht Roland Maria Stangier, der damals zur Auswahl-Kommission gehörte und heute als Kustos für die Orgel verantwortlich ist. Dass man damals der Schweizer Firma Kuhn den Zuschlag gegeben hat, hat Stangier bis heute nicht bereut. Viele namhafte Gastorganisten haben sein positives Urteil in den vergangenen Jahren bestätigt. „Sie hat sich in jeder Hinsicht bewährt, solo, aber auch als Partner für Chor und Orchester“, lobt der Organist und Folkwang-Professor „sein“ Instrument. Und das soll am Samstag, 27. September, auch groß gefeiert werden.

Die Vielseitigkeit der Orgel

Mit einem Jubiläumskonzert, das vor allem die Vielseitigkeit der Orgel unter Beweis stellt, mit Werken von Bach bis Buxtehude, Reger und Franck sowie dem Auftragswerk namens „Jubilissimo“ von Enjott Schneider. Im Laufe der Spielzeit folgt ein ganzer Reigen von Orgelkonzerten, und sogar Bischof Franz-Josef Overbeck wird im Jubiläumsjahr als Sprecher in Duprès „Kreuzweg“ auftreten.

Das Jubiläums-Programm

Der Geburtstag wird am 27. September, 19 Uhr, mit Werken von Buxtehude bis Bach gefeiert. An der Orgel sitzen Martin Schmeding, Willibald Guggenmos, Benjamin Righetti, Christoph Grohmann und Roland Maria Stangier.

Die Lettin Iveta Apkalna gibt am 24. Oktober, 20 Uhr, ein Solo-Konzert mit Bach, ihr „größtes Genie“.

Preisträger Internationaler Orgelwettbewerbe sind am 29. November, 20 Uhr, zu erleben.

Romantische Orgelwerke erklingen am 4. Februar 2015, 20 Uhr. Stangier will mit Musikern der Essener Philharmoniker kammermusikalische Akzente setzen.

Für Duprés „Der Kreuzweg“ konnte am 29. März, 17 Uhr, Bischof Franz Josef Overbeck als Sprecher gewonnen werden.

Zum Abschluss werden Martin Haselböck und die Wiener Akademie am 3. Mai erwartet.

Dabei präsentiert sich das majestätische Instrument in Essen relativ bescheiden mit „nur“ 60 Registern. „Das genügt, weil Quantität und Qualität hier bestens zueinander gefunden haben“, erklärt der Kustos, der zum Proben übrigens am liebsten nachts in die menschenleere Philharmonie kommt.

Ansonsten erfreut sich die Orgel regem Publikumszuspruch. Auch bei den beliebten Orgel-Führungen, die es inzwischen sogar für Kinder gibt. Und anders als in so manchem Konzerthaus, wo die Orgel zwar optisch auftrumpft, aber akustisch selten zum Einsatz findet, ist das Meisterwerk von Kuhn regelmäßig in den Konzertplan eingebunden. Ihren letzten großen Auftritt hatte die Orgel im Sommer beim Jubiläumskonzert zum 150. Geburtstag von Richard Strauss.

Nah am Orchester

Da kann der Organist dann auch mal ganz nahe beim Orchester sein, denn der Spieltisch erlaubt es, die Orgel auch von der Bühne aus zu bedienen, ohne in unmittelbarer Nähe zu den 4502 silbern blinkenden Zinnpfeifen zu sitzen. Die schweben leicht und elegant über dem Chor, imposant, ohne allzu aufdringlich im Konzertsaal hervorzutreten. „Man kommt hinein und hat das Gefühl, die Orgel krönt den Saal“, findet Stangier, für den der Raum ohne das Instrument einfach nicht vorstellbar wäre.