Der Spielbericht, den Schiedsrichter Sebastian Orlowski am Sonntag nach einem Kreisliga-C-Fußballspiel am Nordfriedhof in Altenessen verfasste, liest sich wie die Polizeimeldung eines brutalen Angriffs: Ein 21 Jahre alter Spieler der DJK Jugendsport Altenessen soll seinen Kontrahenten der Sportfreunde Altenessen nach einem Foul mit einem Kopfstoß zu Boden gebracht und ihm mehrmals ins Gesicht getreten haben. Zu allem Überfluss war die Attacke am Sonntag nicht der einzige Übergriff, der den Essener Amateurfußball schlecht aussehen lässt.

Denn in der Kreisliga A musste wenige Stunden später die Partie zwischen der Reserve des TuS Essen-West 1881 und Ruwa Dellwig abgebrochen werden, weil TuS-Spieler den Unparteiischen nach einem Platzverweis bedroht und bis in die Kabine verfolgt haben sollen. Die Angriffe irritieren auch Thorsten Flügel, den Vorsitzenden des Fußballkreises Essen Nord/West (13): „Als ich hörte, was da in Altenessen passiert sein soll, hat mich das regelrecht schockiert.“ Flügel will gleichwohl den Sonderbericht des Schiedsrichters und die Verhandlung des zuständigen Sportgerichtes abwarten (siehe Infobox). Die „Kreisspruchkammer“, so Flügel, könne bei besonderer Brutalität und bei der Verurteilung von Wiederholungstätern „mehrjährige und sogar lebenslängliche Sperren verhängen“.

Frank Westerbeck setzt sich im Falle brutaler Treter und Schläger für solch drastische Strafen ein. Er bearbeitet hauptberuflich als Polizeibeamter Gewaltdelikte und übernahm vor fünf Jahren das Ehrenamt des „Konfliktberaters“ im Fußballkreis 13. „Früher wurden die Täter oft nur für vier Spiele gesperrt“, erinnert er sich. Er selbst aber hat seit seinem Dienstantritt an die Clubs appelliert, Tätlichkeiten auf dem Platz anzuzeigen und die Polizei zu verständigen. Das funktioniert oft, wie das Altenessener Beispiel zeigt: Die Sportfreunde wählten 110, und die Beamten ermitteln nun wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den 21 Jahre alten Juspo-Kicker. Der Geschäftsführer des Vereins, Frank Baginski, sagt nur, es habe in der Vergangenheit „keine besonderen Vorkommnisse mit der Mannschaft“ gegeben.

Das bestätigt auch Westerbeck. Die strafrechtliche Verfolgung und die strengeren Urteile des Sportgerichts zeigten Wirkung, glaubt er. „Früher hatten wir häufiger Massenschlägereien und Übergriffe.“ In den beiden vorigen Spielzeiten dagegen belegte der Fußballkreis 13 im inoffiziellen Negativ-Ranking des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) keinen der unerfreulichen Spitzenplätze mehr. In der Saison 2012/13 musste Westerbeck nach zwölf „Sicherheitsmeldungen“ eingreifen, im Jahr darauf nur noch sieben Mal. „Ich hoffe, wir erleben jetzt keinen Rückfall in alte Zeiten.“