Essen. Trotz des Sparkurses der Stadt Essen soll die städtische Gesellschaft für Soziale Dienste (GSE) wieder mit einer Doppelspitze besetzt werden. Das gibt Anlass für Spekulationen: Schnüren SPD und CDU ein Personalpaket?

Sie haben einen Hochschulabschluss in der Tasche, bringen Berufserfahrung mit und sind Senioren gegenüber grundsätzlich positiv gestimmt? Der Chefposten bei der Gesellschaft für Soziale Dienste Essen (GSE) wäre vielleicht das Richtige für Sie gewesen. Doch zu spät, die Bewerbungsfrist ist gestern abgelaufen.

Gut zwei Wochen suchte die Stadt per Zeitungsannonce einen zweiten Geschäftsführer für ihre Tochtergesellschaft GSE, was angesichts der finanziellen Nöte, in denen sich die Konzernmutter befindet, die Frage erlaubt, warum es denn überhaupt zwei Geschäftsführer sein müssen? Stadtkämmerer Lars Martin Klieve, der die städtischen Töchter gerne ans Sparen erinnert, könnte sich nach eigenen Worten jedenfalls sehr wohl vorstellen, „dass es auch einer kann“. Aber bitteschön, der Rat der Stadt hat anders entschieden. Und zwar in der Julisitzung; da stimmte eine Mehrheit dafür, den Chefsessel des inzwischen aus Altersgründen ausgeschiedenen Günter Büsselberg neu zu besetzen - gegen die Stimmen von Linken, EBB Partei-Piraten und Grünen. Letztere hatten beantragt, die Stelle im Rahmen der Haushaltskonsolidierung einzusparen.

Verweist auf die Größe der GSE

Sozialdezernent Peter Renzel zeigt Verständnis für das Votum des Rates, als Aufsichtsratsvorsitzender verweist der CDU-Mann auf die Größe der GSE und weiß sich in seiner Einschätzung mit SPD-Fraktionschef Rainer Marschan einig, der an die Genese der Sozialgesellschaft erinnert. Diese ging im Jahr 2000 aus einer Fusion der Christopheruswerkstätten und der Erwerbsbehinderten-Arbeitsstätte Essen hervor. Die gemeinnützige Gesellschaft betreibt Behindertenwerkstätten und Pflegeheime. 1200 Mitarbeiter erwirtschaften einen Jahresumsatz von 80 Millionen. An der inneren Organisation hat sich bis heute nichts geändert.

Ins Gerede kam die GSE 2012, als der Aufsichtsratsvorsitzende der damaligen Doppelspitze Günter Büsselbeck und Heinz Bremenkamp einen fast fünfzigprozentigen Aufschlag aufs Gehalt zubilligte und dieses mit dem „andernorts üblichen Niveau“ begründete. Die öffentliche Empörung darüber dürfte dazu beigetragen haben, dass dieser Zuschlag zum guten Teil wieder einkassiert wurde als Bremenkamps Nachfolger, Heribert Piel, seinen Job antrat. Der ehemalige CDU-Fraktionsgeschäftsführer war zunächst Prokurist bei der GSE und wurde schließlich zum Geschäftsführer befördert. Piels Parteibuch gibt in der politischen Szene Anlass zu der Annahme, dass ihm die Ratsmehrheit aus CDU und SPD einen Sozialdemokraten zur Seite stellen wollen. Dass erst dieser Tage ein SPD-Mann für den Chefposten bei den Entsorgungsbetrieben ausgeguckt wurde, befördert solche Theorien nur. Von Seiten der Grünen erinnert man vielsagend daran, dass in der laufenden Ratsperiode drei CDU-Dezernenten zur Wiederwahl anstehen.

SPD-Fraktionschef Marschan weist solche Gedankenspiele weit von sich: Gesucht werde für die GSE nur der oder die Beste.