Essen.. Drei Jungs aus Essen-Kupferdreh sind in aller Munde: Die „257ers“ werden im Radio mit ihrem Hit „Baby du riechst“ rauf- und runtergespielt. Warum sie in keine Musik-Sparte gedrängt werden wollen und was sie mit Jeans-Westen und Stirnbändern zu tun haben, verraten sie hier.
Normalerweise sind die Türen des „Alten Kottens“ in Kupferdreh am Montagmorgen um 11 Uhr noch fest verschlossen. Für die Jungs der Band „257ers“ macht der Besitzer aber eine Ausnahme. Schließlich sind sie Stammkunden, Mike Rohleder (28), Kolja Scholz (27) und Daniel Schneider (26) alias Mike, Keule und Shneezin, die drei Rapper, die im Radio mit ihrem Hit „Baby du riechst“ rauf- und runtergespielt werden. Welcher Jugendliche sie vorher nicht kannte, kennt sie spätestens seit diesem Song.
Mit Mütze, Käppi und Jogginghose schlurfen die drei Musiker in ihre Stammkneipe. An einem Montagmorgen seien sie das eher selten gewohnt, aber für das heutige Treffen machen sie eine Ausnahme. Die drei leben in Kupferdreh, sind dort aufgewachsen, nehmen ihre Songs im Studio um die Ecke auf und hatten erst am vergangenen Freitag ein Konzert im Benderpark mit 1500 Fans. Dort haben viele Freunde und Verwandte sie zum ersten Mal live gesehen. „So ein Heimspiel ist schon klasse. Es hat richtig Bock gemacht, aber wir waren auch nervöser als sonst. Vor der Familie ist ein Auftritt etwas anderes als vor völlig Fremden“, erzählt Shneezin.
257 steht für die letzten drei Ziffern der Kupferdreher Postleitzahl
Schon im Kindergarten hat sich das Trio kennengelernt, irgendwann fingen sie zusammen an, Graffiti zu sprühen. Daher kommt auch der Name der Band, den sich Keule sogar auf den Unterarm hat tätowieren lassen. Die 257 steht für die letzten drei Ziffern der Kupferdreher Postleitzahl. „Wir haben den Schriftzug 257ers einfach von unserer Graffiti-Crew geklaut, als wir gemerkt haben, dass uns Malen nicht so liegt“, sagt Keule lachend. Sie haben auch nur mit Rap-Musik begonnen, da ihnen Gesang nicht so liege. „Rappen kann eigentlich jeder. Das Schreiben der Songs ist das Schwierige. Das erst macht einen guten Musiker aus“, erklärt Mike.
Ihre Song-Texte schreiben die Essener immer zusammen. Jeder bringt seine Kreativität ein, so war es auch bei „Baby du riechst“. Shneezin hatte die Grundidee und die anderen beiden schrieben ihre Parts dazu. „Außerdem mussten wir den Text ein wenig umgänglicher machen. Der Ausgangstext war ein bisschen zu asozial“, meint Keule grinsend. Echte Ruhrpott-Kinder, die kein Blatt vor den Mund nehmen, das sind die drei jungen Männer. Selbst der Beginn ihrer Musikkarriere spiegelt das wider.
Als Rocker verkleidet bei Rock am Ring aufgetreten
Viele Tickets der Tour bereits ausverkauft, in Düsseldorf gibt es noch Karten
Auf ihrer Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz besuchen die 257ers 54 Städte.
Das nächste Mal in NRW spielen sie im Stahlwerk in Düsseldorf am 28. Oktober. Ihre Konzerte in Hamburg, München und Berlin sind bereits ausverkauft.
Tickets für ein Konzert der Band gibt es ab 24,90 Euro bei Vorverkaufsstellen wie eventim.de
Ihren ersten Auftritt hatten sie in der Zeche Carl, lange bevor sie einen Plattenvertrag hatten. Der kam erst 2012 zustande. Und mit ihm auch der kommerzielle Durchbruch. „Obwohl wir eigentlich schon lange vor dem Label über Internet-Plattformen erfolgreich waren. Dort haben wir unsere Musik ab 2005 regelmäßig hochgeladen und merkten flott, dass unsere Klickzahlen die von befreundeten Künstlern überflügelten“, sagt Shneezin.
Die „257ers“ wollen sich trotz des überregionalen Erfolgs nun nicht in eine Sparte drücken lassen. Zuletzt traten sie auch bei Rockfestivals wie Rock’n’Heim und dem berühmten Rock am Ring auf. „Das als Hip-Hopper. Wir dachten, die Leute würden uns hassen.“ Shneezin verrät das Geheimnis, wie sie unter den Rockern nicht so auffielen: Sie trugen Jeans-Westen und Stirnbänder. „So stellen wir uns typische Rocker vor.“
Bei ihrem Konzert in Kupferdreh traten sie in normalen Klamotten auf, aber die Bühnenshow soll auf ihrer Tour größer und bunter werden. Wie ein Kinderspielplatz, so stellen sie es sich vor. Auch wenn sie nun in ganz Deutschland unterwegs sind, verrät Shneezin: „Wir sind Essener. Seit immer und für immer.“