Turmfalkenzwillinge Martina und Martin stürzten verletzt in Werden ab. Nach Stationen in Altenessen und der Gruga sind die Tiere wieder zurück an der Basilika. Auch auf Zollverein strandete ein Falke





Normalerweise würde man sagen: Falken fliegen, sie fahren nicht Auto. Es sei denn, es handelt sich um die Falkenzwillinge Martina und Martin vom Kirchturm der Basilika in Werden. Die durften bei ihrer zweiwöchigen Odyssee durch drei Stadtteile sogar Feuerwehrauto fahren.


Normalerweise würde man sagen: Eine Ente ist ein Nutztier, legt Eier und wird als Braten verspeist. Es sei denn, es handelt sich um die Ente Adele in Frohnhausen. Die brachte die Freunde Martin und Frank, beide Mitvierziger, nach 28 Jahren wieder zusammen. In beiden Geschichten spielt auch die WAZ eine Rolle Alles greift ineinander. Und hat ein Happy End.


Die halbflüggen Falken waren von Krähen angegriffen worden und lagen hilflos auf dem Boden. Hund "Girly" und Frauchen Heike Volkenborn fanden den ersten. Wenig später wurde der zweite aufgegriffen, die Feuerwehr kam, die Vögel reisten nach Altenessen in die Tierklinik von Dr. Apelt. Das Team nahm sich ihrer an: "Wildtiere behandeln wir kostenlos".


Dann stand Martina und Martin die nächste Etappe bevor: Zur Quarantänestation im Tierhof der Gruga. Tier-pflegerin Kathrin Schönberg und ihr Chef Hermann Josef Golbach prüften, ob die etwa je 200 Gramm leichten Piepmätze schon fressen konnten oder per Hand gefüttert werden mussten. Sie pickten die angebotenen Fleischbrocken mit großem Appetit. In Werden war inzwischen die Aufregung groß. Küster Adam Fitza beobachtete: "Die Eltern-Vögel fliegen unruhig umher und suchen ihre Jungen."


Hobby-Ornithologe Martin Hagemann, der den selbstge-bauten Falkenhorst seit acht Jahren betreut (WAZ berichtete), sah sich zusammen mit den Fachleuten in der Gruga vor der Frage: Auswildern oder zurückbringen zu den Eltern? Einstimmige Entscheidung: Zurück in den Horst nach Werden. Martin Hagemann brachte seinen Freund Frank Haustein mit, mittlerweile sein Assistent in der Vogelpflege.


Die WAZ, die für den Rück-Transport der Falken sorgte, erfuhr nun die Geschichte von Ente Adele: Frank und Martin waren Schulfreunde, verloren sich aber aus den Augen. Frank hat in Frohnhausen einen Garten und setzt gegen Schnecken einen Laufenten-erpel ein. Es fehlte ihm dazu noch ein Weibchen, also inserierte er in der WAZ. Wer meldete sich und bot eins an? Der ahnungslose Freund Martin. Das Wiedersehen wurde gefeiert, die Ente Adele war der Star des Tages.


Frank hilft nun dem Freund bei der Vogelbetreuung. Martin hat in Frintrop auch einen Nistplatz für zwei Eulen aufgestellt. "Man kann aber nicht einfach so Nistkästen aufstellen. Ohne Genehmigung der Bezirksregierung läuft da gar nichts." Die Turm-Falken waren 2007 "Vogel des Jahres". Streng geschützt. Falken, die sich vorwiegend von Mäusen ernähren, wird nachgesagt sie könnten "Mäuse-Urin von weitem sehen".


Hagemann meint: "Wir haben derzeit ein Falkenjahr, weil es so viele Mäuse gibt." Die Zahl der Mäuse entscheide, wie viele Jungen die Falken aufziehen. In Werden auf dem Kirchturm sind es jetzt vier.


Martin und Frank haben "ihre" Zwillinge wohlbehalten im Horst bei den Altvögeln abgeliefert. Und dann machten sie sich auf nach Frohnhausen, um Adele alles zu erzählen.