Wenn am Sonntag am Burgplatz der Startschuss fürs neue Semester fällt, dann gibt es auch ein Jubiläum zu feiern. Zehn Jahre ist die Volkshochschule nun schon „die Nummer eins am Burgplatz“. Essens erste Weiterbildungsadresse ist offen und transparent für alle – nicht nur dank der eleganten, gläsernen Architektur, die für Elke Timm auch „Ausdruck für die Wertschätzung der kommunalen Weiterbildung“ ist. Timm hat nach dem Ausscheiden von VHS-Direktorin Friederike Brunnbauer seit Anfang des Jahres die kommissarische Leitung inne. Doch wer auf Sicht die personelle Nummer eins am Burgplatz werden soll, das war gestern nicht nur Grünen-Politikerin Lisa Mews ein Anfrage im Kulturausschuss wert.

Die Stelle, so Stadtsprecherin Nicole Mause, sei inzwischen „verwaltungsintern ausgeschrieben“. Eine Formulierung, die Raum für unterschiedliche personelle Überlegungen lässt. Auf eine externe Ausschreibung war angesichts der Haushaltssperre bereits verzichtet worden. Hausintern aber könnte sich eine Lösung abzeichnen, die nicht nur auf Kontinuität setzt, sondern, wie die 60-jährige Timm es beschreibt, auf einen langfristig abgestimmten „Wissenstransfer und Generationenwechsel“. Die promovierte Bildungsexpertin, die bereits seit 1979 für die VHS arbeitet und dort schon „als Schülerin gejobbt hat“, hätte jedenfalls nichts dagegen, noch ein paar Jahre an der Spitze von Essens erstem Bildungsanbieter zu stehen, der trotz finanzieller und personeller Kürzungen offenbar nichts an seiner Bedeutung und Nachfrage eingebüßt hat. Bester Beleg: Die Zahl der Nutzer ist laut Timm von 30 000 im Jahr 2004 auf 40 000 gestiegen.

Dabei hat die VHS nach den städtischen Sparbeschlüssen manchen personellen Kompromiss machen müssen, nicht nur am Infopoint, für den noch eine vertretbare Service-Lösung gefunden werden konnte. Die Zahl der hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeiter wurde ebenso gestutzt wie das Stundenangebot um etwa 3000 zurückgefahren werden musste. Vor allem im Bereich der kulturellen Bildung musste gekürzt werden, was Timm bedauert. Zur VHS gehört für sie nicht nur Qualifizierung, sondern auch Kreativität und kritischer Diskurs. VHS, das sei eben nicht nur eine erste Adresse für alle bildungspolitischen Bedarfe, sondern auch ein Instrument für Integration, eine Anlaufstelle für Bürger jeden Alters, jeder Bildungsschicht und jeder Nation.

Der Versuch, Sprachen wie Chinesisch oder Dänisch in Zusammenarbeit mit der VHS Mülheim anzubieten, fand indes wenig Resonanz. „Weiterbildung ist wie Sporttraining, da fährt man nicht so weit“, glaubt Timm und zählt Kooperation gleichwohl zu denStärken der VHS.

Der Ruf nach mehr Miteinander könnte in Zukunft lauter werden. Seit die Mülheimer um die Zukunft ihrer sanierungsbedürftigen Volkshochschule bangen, wird die Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit zwischen den Volkshochschulen Essen, Oberhausen und Mülheim zumindest dort lebhaft diskutiert.