Borbeck.

Beinahe wäre im Historischen Gasthaus die Spezialität des Hauses gar nicht auf der Speisekarte gelandet. „Viel zu teuer, das kann ich meinen Gästen nicht zumuten“, dachte Uli Echterhoff, als man ihm erstmalig vorschlug, in seinem Restaurant Bisonfleisch anzubieten.

„Als ich es dann aber zum ersten Mal probiert hab, war mir klar, wir machen das“, blickt er heute zurück. Und die Gäste nehmen es an. Dass in Borbeck Bisonfleisch zu bekommen ist, hat sich herumgesprochen. Steak-Fans recherchieren schließlich auch im Internet. Sogar aus Belgien und den Niederlanden reisen regelmäßig Gäste an, um bei Uli Echterhoff und seiner Frau Christina das besondere Fleisch zu bestellen. Bison gilt als fett- und kalorienarm, die Tiere wachsen in freier Wildbahn auf, ernähren sich nur von dem, was die Natur ihnen bietet.

Bison muss vorbestellt werden

Eine Portion Bison gibt es nur auf Vorbestellung, das Gericht kostet stolze 52,50 Euro – und Echterhoff betont, dass da trotzdem nicht viel Gewinn mit zu machen sei. Im Einkauf koste das aus Süd-Dakota importierte US-Fleisch pro Kilo rund 100 Euro. Kauft Echterhoff es am Stück, werden schnell 300 Euro beim Einkauf fällig. „Deshalb müssen unsere Gäste Bison auch vorbestellen. Es wäre zu schade, wenn ich so kostbares Fleisch auf Vorrat habe, und keiner bestellt es.“

Insgesamt mache das Geschäft mit dem Bison aber nur einen geringen Teil des gesamten Umsatzes aus. Was auf der Speisekarte steht, wechselt ständig. Christina Echterhoff „zaubert“ in der Küche, sie verwendet nur frische Zutaten. „Wir verändern unsere Speisekarte praktisch jeden Tag ein bisschen“, sagt Echterhoff.

Das Ehepaar blickt auf eine lange Gastronomie-Karriere zurück. Bevor die beiden Ende 2005 im Schatten der Dionysiuskirche das „Historische Gasthaus“ übernommen haben, betrieben sie 32 Jahre das Antiko an der Rellinghauser Straße. Das 1968 eröffnete Lokal hatte eine Spätlizenz, entwickelte sich zum Szene-Treff, die Küche war jeden Morgen bis drei Uhr geöffnet. „Das war eine tolle Zeit“, blickt Echterhoff zurück. Doch irgendwann sei es an der Zeit gewesen, etwas anderes zu machen. „Jede Nacht bis vier oder fünf Uhr arbeiten, das war irgendwann nichts mehr für uns. Wir werden ja auch nicht jünger“, sagt der 62- Jährige.

Noch einmal richtig durchgestartet

Echterhoffs beobachteten den Markt. Sahen sich nach einer neuen Gastronomie um, in der sie erneut durchstarten könnten. Aufmerksam wurden sie dann auf das Historische Gasthaus. „Wir sind nach Borbeck gefahren, haben es uns angesehen – und wussten sofort: Das ist es.“ Das alte Fachwerkhaus ist von 1856, in den frühen 1990ern wurde es aufwändig renoviert. Es steht unter Denkmalschutz. Bis zu 40 Gäste können auf zwei Etagen sitzen. „Das ist eine gute Größe“, sagt Echterhoff. „Wir sind ja ein Familienbetrieb, meine Frau und ich machen alles selbst. Und wenn es einmal zu viel wird, springen unsere Söhne ein.“

Das Ehepaar modernisierte das Lokal, brachte seinen eigenen Stil ein, feilte an der Speisekarte. Dann folgte 2005 die Eröffnung. Anfangs hätten sie als Nicht-Borbecker zwar noch kämpfen müssen, um akzeptiert zu werden, sagt Echterhoff augenzwinkernd. „Aber inzwischen sind wir hier richtig angekommen. Was wir hier machen, ist genau unser Ding“, fügt er an. „Die Gäste sind gut drauf, mit vielen sind wir auch privat in Kontakt.“ Wenn manch ein Stammgast sich mehrere Tage nicht blicken lasse, greife er auch schon mal zum Telefon, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist.

Einen Traum hat Echterhoff noch

Das Historische Gasthaus in Borbeck, sagt Echterhoff, wird wohl die letzte Station seiner Gastro-Karriere sein. Obwohl, einen besonderen Traum hätte er noch: eine eigene Whisky- Bar. Klein, gemütlich, einen Betrieb, den er ganz alleine schmeißen könnte. Ob er diesen Traum eines Tages wahr werden lässt? Er weiß es nicht. Das entsprechende Fachwissen hätte Echterhoff jedenfalls: Schon heute reihen sich Flaschen mit edlen (und durchaus hochprozentigen) Tropfen aus Schottland und Irland in seinem Restaurant. „Essen und Trinken – das gehört eben zusammen.“