Borbeck. .
50 Brote schmieren Sabine Häuser und ihr sechsköpfiges Team jeden Morgen von Montag bis Freitag. Sie belegen sie mit Käse oder Wurst, schnibbeln Paprika, Gurke, schälen Äpfel und Birnen, kochen Kakao und Tee und verteilen alles an die hungrigen Schulkinder, die Tag für Tag am Bahnhof in Borbeck vorbeiziehen. Bunt gemischt ist die Truppe, die die liebevoll verpackten Stullen dankbar entgegennimmt: Mädchen und Jungen, Erstklässler und Neuntklässler, Förderschüler und Gymnasiasten.
Es sind Kinder, die ohne Frühstück, ohne Pausenbrot in die Schule geschickt werden. Kinder aus Hartz IV-Familien, in denen sie die einzigen sind, die einen geregelten Tagesablauf haben und morgens aufstehen. Oder Kinder Alleinerziehender, wo die Mutter, der Vater schon längst unterwegs zur Arbeit ist und einfach nicht die Zeit zum gemeinsamen Frühstück hat. Für sie ist der Kinder-Ess-Bahnhof „Zuzüglich“, von engagierten Borbecker Christen vor drei Jahren ins Leben gerufen, mehr als eine Essensausgabe. Hier bekommen sie ein wenig Zuwendung, ein nettes Wort, treffen sie auf offene Ohren. „Viele Kinder haben nicht nur Hunger, sondern auch ein großes Bedürfnis sich mitzuteilen“, weiß Sabine Häuser. Die vierfache Mutter ist von Anfang an beim Projekt dabei, erst als ehrenamtliche Helferin, seit diesem Monat als neue Leitung.
Dass die Kinderarmut besonders in Essen groß ist, ist kein Geheimnis. „Wir wollten einfach etwas dagegen tun. Und zwar pragmatisch und ohne viel Tamtam“, sagt Frank Kampmann, Sozialarbeiter beim Verein „Zug-um-Zug“, der auch für den Ess-Bahnhof verantwortlich zeichnet. So entstand die Idee der kostenlosen Essensausgabe für Kinder an einem zentralen Ort. Lebensmittel liefert die Essener Tafel, was fehlt, wird von Spendengeldern dazu gekauft. Ein Glücksfall für den Verein ist die Zusammenarbeit mit Jürgen Becker. Der Eigentümer des Borbecker Bahnhofs vermietet dem Verein nicht nur die Räumlichkeiten für die Essensausgabe und die ehemalige Bahnhofskneipe, „er steht auch voll hinter uns und unserem Konzept“, so Kampmann.
Derzeit gibt es konkrete Überlegungen, ab November noch einen weiteren Raum anzumieten, der direkt neben der Schnittenküche liegt. Dort könnten die Kinder in Ruhe im Warmen sitzen und frühstücken. Das Mobiliar wurde schon gestiftet, „jetzt hoffen wir auf Spenden und helfende Hände bei der Renovierung“.