Lieber kurzzeitig antisemitische Hetze bei einer Demo ertragen, als die Kundgebung durch den Einsatz von Schlagstöcken und Reizgas blutig eskalieren zu lassen – mit dieser wohlüberlegten Taktik ist Essens Polizeiführung nicht nur bei NRW-Innenminister Ralf Jäger auf Verständnis gestoßen. Auch die im Innenausschuss des Landtages vertretenen Abgeordneten können die Linie offenbar nachvollziehen. In der gestrigen Sitzung des Gremiums gab es jedenfalls nicht den Hauch einer Kritik am Vorgehen der Polizei, die erst im Nachgang zu den Nahost-Demos in der Innenstadt insgesamt 66 Strafanzeigen erstattet und laut Innenminister mittlerweile 23 Tatverdächtige ermittelt hat. Die CDU im Landtag hatte den Bericht angefordert, nachdem von verschiedener Seite – darunter auch die Veranstalter der pro-Israel-Demo – Kritik daran aufgekommen war, dass die Ordnungshüter antisemitische Provokationen nicht unterbunden hatten. Der Leitende Polizeidirektor Detlef Köbbel hatte dies mit Verweis auf die mögliche Eskalation begründet.