Essen.. Das auffallend hoch geratene Entgelt für Thomas Altenbeck war ein wichtiger Auslöser für den Skandal um Günstlingswirtschaft und mutmaßliche Vorteilsnahme bei den städtischen Entsorgungsbetrieben Essen (EBE). Die Ablösen für den Ex-Betriebsratschef soll mindestens 200 000 Euro betragen.

Als er im vergangenen April abermals in den Betriebsrat der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) gewählt wurde, wertete Thomas Altenbeck dies nach eigenen Worten als Vertrauensbeweis der Belegschaft. Bald darauf wählte das Gremium den gelernten Kfz-Mechaniker erneut zum Vorsitzenden. Das Vertrauensverhältnis zwischen der neuen Geschäftsführung und dem langjährigen Betriebsratsvorsitzenden war durch den EBE-Skandal längst nachhaltig geschädigt.

Am Montag zogen beide Seiten daraus die Konsequenzen; am späten Nachmittag teilte die EBE in einer knappen Mitteilung folgendes mit: „Die Entsorgungsbetriebe Essen GmbH und Herr Altenbeck haben sich heute nach bzw. im Rahmen eines arbeitsgerichtlichen Gütetermins darauf verständigt, das bestehende Arbeitsverhältnis zum 30. September 2014 zu beenden. Herr Altenbeck wird alle Mandate, insbesondere das Betriebsratsmandat, niederlegen. Im Rahmen dieser Aufhebungsvereinbarung wurden die bekannten zivilrechtlichen Forderungen vollständig erledigt.“

In der unseligen Geschichte um Günstlingswirtschaft und mutmaßliche Vorteilsnahme bei der städtisch beherrschten Tochtergesellschaft wäre damit ein erstes Kapital abgeschlossen. Zur Erinnerung: Altenbeck war ins Visier des privaten Mitgesellschafters Remondis geraten, weil er sehr gut verdient hat. Zu gut nach Auffassung der beauftragten Wirtschaftsprüfer. Die kamen zu dem Schluss, dass der Betriebsratsvorsitzende aufaddiert über einen Zeitraum von zehn Jahren 150 000 Euro mehr bekommen hat, als ihm hätte zustehen dürfen. Das städtische Rechnungsprüfungsamt bezifferte das überhöhte Entgelt auf 81 000 Euro. Seit seiner Freistellung als Betriebsrat im Jahr 2003 hatte Altenbeck sein Gehalt fast verdoppelt und dabei teilweise gleich mehrere Lohngruppen übersprungen. Bei den Rechnungsprüfern nährte dies den Verdacht der Korruption. Bewiesen wurde dies bis heute nicht, jedoch laufen noch die staatsanwaltlichen Ermittlungen.

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Die EBE-Geschäftsführung hätte Altenbeck wohl gerne vor die Tür gesetzt. Dass sie sich auf eine außergerichtliche Einigung einließ, spricht dafür, dass man sich nicht sicher sein konnte, als Sieger aus einem Rechtsstreit hervorzugehen. Laut Verdi-Geschäftsführer Lothar Grüll hat das Gericht deutlich gemacht, dass die von der EBE vorgebrachten Gründe für eine Kündigung nicht ausreichen würden. Für eine „vertrauliche Zusammenarbeit“ habe das Gericht allerdings erhebliche Probleme gesehen. Aber: Das Ergebnis des Gütetermins sei „kein Schuldeingeständnis“ durch Altenbeck, betont Grüll.

Altenbeck selbst war für die WAZ nicht zu erreichen. Soviel darf als sicher gelten: Seinen Abschied muss die EBE sich einiges kosten lassen: Altenbeck war 28 Jahre im Betrieb, davon 15 Jahre als Betriebsrat. Im Raum stand gestern eine Abfindung von 200 000 Euro, kolportiert wurden auch höhere Summen. Dass Altenbeck einen neuen Job bei der Gewerkschaft bekommen soll, ist laut Verdi aber „absoluter Unsinn“.