Essen-Borbeck. . In Essen-Borbeck gab und gibt es Stress mit Jugendlichen. Seit vergangenem Herbst hat das Jugendamt einen Raum eingerichtet, in dem sich freitags bis zu 15 jugendliche „Abhänger“ treffen. Die Zwischenbilanz ist ermutigend.

Aus den Boxen dröhnt brüllend lauter deutscher Hip Hop, während sich die zwölf Jugendlichen davor in ihren gemütlichen Sitzecken fast anschreien müssen, um sich zu verstehen. Dies ist keine Szene aus einem Partykeller, sondern der ganz normale Freitagnachmittag im Büro des Jugendamtes Borbeck. Wie lässt sich das „Krisengebiet“ Germaniaplatz entschärfen? Diese Runde ist ein erster Schritt.

„Na klar gibt es harte Ecken in Borbeck, an denen man mächtig aufpassen muss. Das ist der Germaniaplatz oder auch die Borbecker Arena“, erzählt „Caesar“ und rückt sich noch einmal die Baseballkappe gerade. Der 15-Jährige heißt natürlich nicht wirklich so, und auch alle weiteren Namen der Jugendlichen sind reine Erfindung. Die Geschichte der Gruppe „Kings and Queens“ ist es aber nicht.

„Nach den Schwierigkeiten, die es immer wieder rund um den Germaniaplatz gegeben hat, wollten wir etwas tun“, berichtet Sozialarbeiterin Anne Boakye-Abdjei. Ein bisschen Stolz schwingt bei ihr schon mit. Und das zu recht. Seit Februar gräbt sie zusammen mit dem Kollegen Rolf Homola herum an Borbecks „schwieriger Jugend“. Und wer dies schon einmal probiert hat weiß, dass die nicht gerade auf Sozialarbeiter gewartet hat.

Boakye-Abdjei und Homola haben es geschafft – ein paar Aufgeschlossenen und viel Mundpropaganda sei Dank. Nachdem „Junior“ die Anlage ein bisschen heruntergedreht hat, erzählt er: „Wir kommen gerne her, hier können wir in Ruhe zusammen sitzen und quatschen.“ Die Köpfe um ihn herum nicken. Gemeinsame Kanufahrten,einen Konzertbesuch oder eine Nachtwanderung an der Ruhr hat die lockere Gruppe, zu der regelmäßig rund 15 Teilnehmer jeden Freitag kommen, schon hinter sich. Redetabus gibt es im Büro nicht. „Streit, Gewalt, Probleme in Elternhaus oder in der Schule, Drogen: Die Jugendlichen sollen hier kein Blatt vor den Mund nehmen“, stellt Anne Boakye-Abdjei fest.

Nicht nur „Steinewerfer“ sitzen auf der Couch

Nicht nur sogenannte „Steinewerfer“ sitzen bei ihr auf der Couch, auch „ganz normale“ junge Menschen. Aber es sind auch ein paar „schwere Jungs“ da, wie „Caesar“. „Wenn man hier aufwächst, ist man ja nichts anderes gewohnt, es ist normal“, erzählt der stämmige Junge, der mit seinen 15 Jahren nach eigenen Erzählungen schon einiges hinter sich hat, Erpressung, Körperverletzung, Raub. Er sagt, er hat sich jetzt für die andere Seite entschieden.

„Wir möchten den Jugendlichen Dinge wie Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Respekt vermitteln“, erzählt Anne Boakye-Abdjei. Noch bis Dezember fließen Mittel ins Projekt, dann ist wohl erstmal Schluss. Und dann? Zurück zum Germaniaplatz?