Essen. Jürgen Wegmann, Frank Mill und Roman Geschlecht spielten früher für Rot-Weiss Essen, gingen dann ganz unterschiedliche Wege. Zum Bundesliga-Start: Idole von einst und ihr Leben nach dem Profi-Fußball.

An diesem Wochenende beginnt die Fußball-Bundesliga wieder. Gestern Abend eröffneten Meister Bayern München und die VW-Werksmannschaft VfL Wolfsburg die neue Saison, Samstag und Sonntag legen die 16 weiteren Bundesligisten nach. Unsere Zeitung besuchte drei Ex-Bundesliga-Profis, die auch für Rot-Weiss Essen aktiv waren und heute in der Stadt leben.

Wer in das Rüttenscheider Büro von Roman Geschlecht kommt, merkt keineswegs sofort, dass der Besitzer mal im großen Fußball zu Hause war. Das Büro ist wie viele Büros nüchtern mit dunklen Schränken, vielen Ordnern und Papier ausgestattet. Erst wer nach links oben blickt, sieht, über der mächtigen Schrankwand, gerahmte Mannschaftsfotos, auf denen auch der junge Roman Geschlecht zu sehen ist.

Der gebürtige Pole stand bei Schalke 04, Bayer Leverkusen, Hannover 96, dem FC Homburg und Rot-Weiss Essen unter Vertrag und lief als beinharter Verteidiger 104 Mal in der Bundesliga auf. Seinen größten Erfolg feierte er aber nicht im Fußball-Oberhaus, sondern mit dem damals (wie heute) unterklassigen RWE. 1994 kam der Klub bis ins Pokalfinale. „Ich wurde zwar erst in der 39. Minute eingewechselt und wir haben verloren. Aber es war ein unvergessliches Erlebnis“, sagt der heute 53-Jährige, der 15 Kilogramm mehr als zu seiner aktiven Zeit auf den Hüften hat.

Schon in seiner Profizeit in den 1980er-Jahren, als die Spieler noch keine Millionen verdienten, baute er sich ein zweites Standbein auf und verkaufte Versicherungen. In Leverkusen hatte Geschlecht als Jungprofi bei Bayer eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Das Büro ist seit vielen Jahren in Rüttenscheid, die Familie in Karnap. Die Bundesliga verfolgt der Ex-Profi im Fernsehen, „ab und zu gehe ich auch mal ins Stadion. Zuletzt auch wieder zu RWE.“ Und Roman Geschlecht, der nach seiner Profikarriere kurz als Trainer arbeitete, spielt auch noch selbst: „Traditionsmannschaft, Bayer Leverkusen. Mit den alten Jungs. Das haben wir immer Spaß“, sagt er lächelnd.

Jürgen Wegmann kommt aus Borbeck, hat für Wacker Bergeborbeck, Borussia Dortmund, Schalke 04, den FC Bayern München, den MSV Duisburg und RWE gespielt, und wohnt heute in Frohnhausen. Vor kurzem ist er 50 Jahre alt geworden und hat eine Nachbildung des Goldenen Schuhs bekommen, die Trophäe, die sonst der beste Torjäger Europas erhält.

Für den Stürmer, den sie einst Kobra nannten, wurden früher Millionen bezahlt. Heute ist er Kunde beim Jobcenter in Essen. Wegmann hat 1988 das Tor des Jahres erzielt (das für ihn bis heute das Tor des Jahrhunderts ist), er hat den BVB mit einem Treffer vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga bewahrt, so, dass bis heute ein Stern im Bürgersteig einer Dortmunder Straße an ihn erinnert. Von Wegmann stammt der legendäre Fußballer-Spruch: Zuerst hatten wir kein Glück. Dann kam auch noch Pech dazu. „Da muss ich heute noch schmunzeln“, sagt er.

Nach der Karriere arbeitete Jürgen Wegmann für den BVB und war zuletzt fast fünf Jahre im Bayern-Shop im Oberhausener Centro tätig. Seitdem ist er arbeitsuchend und hat einen Wunsch, der auch ein Traum ist. „Ich habe ein paar Mal Michael Welling von RWE getroffen. Ein feiner Typ. Repräsentant oder Spielerbeobachter für RWE. Das wäre was. Und ich habe ein gutes Auge“, sagt Wegmann. „Dann würde ich mich wieder zur Gesellschaft zählen.“ Die Bundesliga, seine Bundesliga, verfolgt er in der Kneipe. „Mal in Rüttenscheid. Mal auf dem Kennedyplatz.“ Am heutigen Samstag will er endlich wieder ins Stadion. „Vielleicht klappt es mit einer Karte für den BVB gegen Leverkusen.“