Essen. . Seitdem zum Jahresanfang 2013 der Fernbusmarkt in Deutschland liberalisiert wurde, werden Anbieter, Linien und Kunden stetig mehr. Essen gehört zu den wichtigsten Haltepunkten in Nordrhein-Westfalen. Alles was man über über eine Reise von der Stadt aus wissen muss.

Die Ferne lockt und der Bus bringt einen hin. Im Januar 2013 ist der Fernbuslinienverkehr in Deutschland liberalisiert worden – seitdem boomt das Geschäft mit den Bussen, die durch die gesamte Republik düsen und zudem mittlerweile Ziele im angrenzenden Ausland ansteuern. Der Essener Busbahnhof gehört zu den zentralen Drehscheiben in Nordrhein-Westfalen.

Mehr als 60 Abfahrten kommen nach Angaben der vier Hauptanbieter MeinFernbus, FlixBus, City2City und ADAC-Postbus hier am Tag zusammen. „Als Großstadt mitten im Ruhrgebiet hat Essen für uns eine sehr große Bedeutung“, sagt Marie Luise Gloystein, Sprecherin von MeinFernbus. Auf der einen Seite sei das Kundenpotenzial hier sehr groß, auf der anderen Seite sei die Stadt ein beliebtes Reiseziel.

Zufriedenstellende Fahrgastzahlen

Als Konkurrent FlixBus vor gut anderthalb Jahren mit seinem Netz startete, führte zunächst eine Linie über den hiesigen Busbahnhof – derzeit sind es sieben. „Wir sind mehr als zufrieden mit den Fahrgastzahlen“, sagt Unternehmenssprecherin Bettina Engert. „Ab Essen hat sich die Zahl unserer Nutzer seit dem Start etwa verzehnfacht.“

Der Ausbau des Fernliniennetzes schreitet bundesweit voran. Nach Angaben des Verkehrsministeriums gab es Ende März diesen Jahres 247 genehmigte Linien. Vor der Liberalisierung waren es gerade mal 86. Die Unternehmen planen für die Zukunft, ihr Angebot weiter zu verdichten – ohne konkrete Angaben darüber zu machen, was das für Fahrten ab Essen bedeuten könnte. Eine Übersicht:

Anbieter

Im Kern wird der Fernbushaltepunkt in Essen von vier Unternehmen bedient: FlixBus, MeinFernbus, City2City und dem ADAC-Postbus. Partner von City2City ist der Unternehmensverbund Berlinlinienbus, an dem auch die Deutsche Bahn beteiligt ist. Die Berliner Linien haben als einziger Anbieter das Fernbusgeschäft schon vor der Liberalisierung betrieben. Ebenfalls bundesweit relevant ist der IC-Bus der Bahn, der allerdings nicht in Essen hält. Laut einem Bahnsprecher ist ein Halt hier in der Stadt derzeit auch nicht in Planung.

Busangebot

Das größte Angebot vom Essener Fernbusbahnhof an der Freiheit bietet MeinFernbus an. 15 Tages- und zwei Nachtlinien des Anbieters halten hier, insgesamt fahren täglich 44 Busse an und ab. Laut Unternehmen sind von Essen aus 71 Ziele ohne Umstieg zu erreichen. Der Konkurrent FlixBus führt derzeit sieben Linien über die Stadt und hat am Tag zwanzig erreichbare Ziele in seinem Programm. Der ADAC-Postbus bietet seinen Kunden täglich drei Linien an, City2City zwei und Berlinlinienbus eine.

Ziele

Zu den beliebtesten Zielen gehören laut übereinstimmenden Angaben der Anbieter vor allem die Metropolen: Berlin, Hamburg, München, Frankfurt oder Dresden werden dementsprechend mehrmals am Tag von den verschiedenen Unternehmen angefahren. Insgesamt ist die überwiegende Mehrheit der deutschen Großstädte von Essen aus ohne Umsteigen zu erreichen.

MeinFernbus bringt seine Fahrgäste vom hiesigen Busbahnhof auch in die ausländischen Großstädte Amsterdam, Prag und Wien. „Aber auch touristische Regionen wie der Bodensee sind sehr beliebt“, sagt Sprecherin Marie Luise Gloystein. Deshalb fährt zweimal täglich ein Bus nach Konstanz. Zudem werden die Ferienorte in Ostfriesland angesteuert. Der ADAC-Postbus hält im Ostseebad Warnemünde – ab Mitte Oktober endet die Linie allerdings direkt in Rostock. Für Familien mit kleinen Kindern interessant: Seit Mitte August steuert der gelbe Bus das bayrische Günzburg an. Dort befindet sich der Freizeitpark Legoland Deutschland.

Ticketkauf

Gekauft werden können die Fahrkarten für die Busse im Internet, bei bestimmten Verkaufsstellen (in Essen zum Beispiel bei der ehemaligen Mitfahrzentrale im Parkhaus an der Freiheit, unmittelbar gegenüber vom Busbahnhof) oder direkt beim Fahrer. Die Preise variieren relativ stark und sind unter anderem abhängig von Streckenlänge, Wochentag oder der Reisezeit. Wer möglichst günstig verreisen möchte, sollte auf den Internetseiten der Anbieter buchen – und früh dran sein.

Preise

Aufgrund der vielen verschiedenen Preise muss es an dieser Stelle bei einigen Beispielen bleiben. So gibt MeinFernbus den günstigsten Preis für die Strecke Essen-Berlin mit 20 Euro an, der maximale Preis beträgt demnach 49,50 Euro. Bis nach Rostock kommt man mit ADAC-Postbus nach eigenen Angaben ab 24 Euro, im Internet finden sich aber auch aktuelle Fahrten für 42,50 Euro. City2City bringt einen schon für 15 Euro nach Hamburg oder für 16 Euro nach Frankfurt, auch hier können die Tickets jedoch mehr Geld verschlingen. Bei Flixbus schwanken die Fahrkartenpreise auf der Strecke Essen-Berlin zwischen 17 und 52 Euro.

Tipp: Im Internet gibt es verschiedene Portale wie www.busliniensuche.de, auf denen sich die Preise und Angebote vergleichen lassen.

In den meisten Fällen ordentlich drauf zahlen muss, wer sein Ticket spontan beim Fahrer erwirbt. Spar- oder Aktionspreise sind dann in der Regel nicht mehr verfügbar. Wer Pech hat, wird zudem abgewiesen, weil der Bus schon voll ist. So gilt der erwähnte Höchstpreis von 52 Euro auf der Strecke Essen-Berlin bei Flixbus dann, wenn man das Ticket beim Fahrer kauft.

Im Vergleich zur Deutschen Bahn sind die Preise der Busunternehmen fast immer deutlich günstiger. So schlägt der Normalpreis auf der Strecke von Essen nach Berlin mit 104 Euro zu Buche. Natürlich kommt man mit Rabattkarten und früher Buchung auch mit dem Zug deutlich günstiger weg, dennoch leidet die Bahn unter der Preispolitik im Fernbusangebot. „Aufgrund der aggressiven Preispolitik einiger Anbieter ziehen die neuen Fernbusangebote Fahrgäste von der Schiene ab“, sagte ein Bahnsprecher. Laut Medienberichten sollen durch die Konkurrenz auf der Autobahn im ersten Halbjahr 2014 rund 50 Millionen Euro Umsatz ausgeblieben sein.

Wie lange die Fernbusse in Deutschland ihren Kunden noch solche Sparpreise anbieten können, ist offen. Wolfgang Steinbrück, der Präsident des Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer, ließ kürzlich in einem Zeitungsinterview verlauten, dass er in der Zukunft für eine Strecke von 300 Kilometern einen Fahrpreis von 25 bis 30 Euro für realistisch hält.

Fahrzeiten

Während die Bahn bei den Preisen abgehängt ist, kann sie bei den Fahrtzeiten wieder stark aufholen. Der ICE legt die rund 550 Kilometer von Essen nach Berlin im Optimalfall in knapp vier Stunden zurück, mit dem Bus ist man deutlich mehr als sechs Stunden unterwegs. Nach München schaffen es die Schnellzüge schon in unter sechs Stunden, bei den Bussen kann man froh sein, nach weniger als zehn in der bayrischen Landeshauptstadt anzukommen. Ganz Hartgesottene setzen sich für gut 15 Stunden in den Bus, um den gepolsterten Sitz letztlich im österreichischen Wien wieder zu verlassen. Die Direktverbindung der Bahn schafft diese Strecke in rund zehn Stunden. Mögliche Staus oder Zugverspätungen sind bei diesen Beispielen selbstverständlich nicht mit eingerechnet worden.

Gepäck und Ausstattung

Die Busse sind bei allen Unternehmen mit kabellosen Internetverbindungen, Steckdosen und Toiletten ausgestattet. Zudem kann man Snacks und Getränke kaufen. Die Abstände zwischen den einzelnen Sitzen im Bus betragen in der Regel mindestens 80 Zentimeter.

Bei der Mitnahme von Gepäckstücken zeigen sich die Unternehmen großzügig, ein Handgepäckstück und ein Reisekoffer dürfen auf alle Fälle kostenlos mit auf die Fahrt. Gegen Gebühr werden auch Fahrräder oder anderes Sperrgepäck wie Skier oder ein Surfbrett mitgenommen. Haustiere befördert aus Sicherheitsgründen keiner der vier Hauptanbieter. Berlinlinienbus erlaubt es unter Auflagen.