Essen. So groß und doch kaum zu sehen: Essener WAZ-Leser besuchten den Rohbau des neuen Pumpwerks der Emschergenossenschaft. Denn später werden hier zwei Drittel des Essener Abwassers durchgeschleust.

Von der nahen Bundesstraße 224 ist beim Blick auf das Klärwerk Bottrop lediglich ein großer Kran, eine Handvoll Bauarbeiter und eine zwölfköpfige Besuchergruppe zu sehen, die im Gänsemarsch über das Gelände tippelt. Hinter den Bauzäunen aber versteckt sich eine Großbaustelle der Emschergenossenschaft, ein rundes Loch von 42 Metern Durchmesser, stolze 40 Meter tief. Bis 2018 wird hier für 45 Millionen Euro ein neues Pumpwerk entstehen, das Abwasser aus dem Abwasserkanal Emscher in das Bottroper Klärwerk pumpt.

Zehn Leser aus Essen hatten bei der dortigen Aktion „WAZ öffnet Pforten“ die Möglichkeit, in die Tiefen des Rohbaus einzutauchen.

Das Pumpwerk ist Teil des Mammutprojektes „Renaturierung der Emscher“. Was viele nicht wissen: Die Stadt Essen ist zu zwei Dritteln Emscherstadt. Heißt, dass die Abwässer der Stadt bislang über den Fluss ab- und in die Kläranlage in Bottrop geleitet wurden. Damit ist ab 2020 Schluss. Dann soll der Fluss seinen natürlichen Lauf wieder bekommen, für die Fäkalien der Region zwischen Dortmund und Dinslaken stattdessen ein 43 Kilometer langer Abwasserkanal dienen.

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Und da kommt die neue Pumpe ins Spiel: Da der Abwasserkanal mit einem konstanten Gefälle von 1,5 Promille angelegt ist – ansonsten würde das Wasser nicht in Richtung Rhein fließen – kommt er in Bottrop in einer Tiefe von 30 Metern an. „Das Pumpwerk wird das Wasser wieder anheben. In der Kläranlage wird es dann aufbereitet und später als Trinkwasser in die Emscher fließen“, erklärt Projektleiter Jörg Haberhausen den neugierigen Lesern.

Diese stehen auf einem Holzvorsprung, gleich geht es in die Tiefe. „Von solch einem Bauwerk sieht man ja nichts mehr, wenn es erst einmal fertig ist“, sagt etwa Lothar Becker und stiefelt schnurstracks das Baugerüst hinab. Hier darf man vor allem keine Höhenangst haben, geht es doch den gleichen Weg hinab, den das Wasser später hinaufgeschafft wird.

Unten angekommen ist auch Sabine Ochs, Altenessenerin und wohnhaft 300 Meter von der Baustelle entfernt: „Das Thema Renaturierung ist hoch interessant. Und diese Baustelle sehe ich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit, wusste aber bisher nicht, was darin passiert.“ Dass sie das nun weiß, war auch der Emscher-Genossenschaft ein wichtiges Anliegen. Pressesprecher Ilias Abawi: „Immerhin bezahlen die Bürger den Bau des Kanalsystems und des Pumpwerks mit ihren Steuergeldern.“ Da sei es nur fair, wenn man wisse, was hier passiert. Genau wissen, wie es um die Bauarbeiten bestellt ist, das wollte auch die Emschergenossenschaft und hat einen externen Prüfer beauftragt, sich einen Überblick über die Baustelle zu verschaffen. Sein Fazit: Alles ist im Zeit- und Kostenrahmen. Und das Wasser wird – anders als Flugzeuge im fernen Berlin – pünktlich abheben können.

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